Malediven mal ganz anders

Wer die Augen schließt stellt sich eine Malediveninsel als Insel mit wenigen Metern Durchmesser, weißen Sandstränden, Kokospalmen umspült vom traumhaft türkisblauen Wasser vor. Dies ist beim Addu-Atoll mit seiner Größe von 15 Quadratkilometern mit den rund 20 Inseln nur bedingt der Fall.

In Coronazeiten auf die Malediven zu reisen bedeutet einige Vorbereitungen zu treffen. Der Auslandskrankenschutz wird auf die nun vorherrschenden Bedingungen überprüft und aktualisiert, ebenso die Reiserücktrittsversicherung. Ein aktueller PCR-Test muss organisiert werden und ein negatives Ergebnis vor dem Abflug vorliegen. Ohne eine elektronische Einreiseerklärung, die 24 Stunden vor Abflug ausgefüllt werden muss, kommt man gar nicht in den Flieger. Online einchecken und Sitzplatzwahl bei der gebuchten Fluggesellschaft sind dabei noch gewohnte Routine. Wichtig war die aktuellen Einreise- und Rückreisebestimmung ständig im Auge zu behalten und zuletzt genügend Zeit am Flughafen zum Einchecken zu planen (mind. 3 Stunden vor Abflug).

Je nach Abflugzeiten der innermaledivischen Flüge kann es am Flughafen in Male bei der Anreise zu längeren Wartezeiten kommen. Während der Wartezeit auf den Weiterflug haben unter anderem die Gäste des Equator Village Zugang zur Lounge im Domestic Terminal von Male. Ein besonderer Service, den wir zu schätzen wussten, denn nach 6 Stunden von München nach Doha und weiteren 5 Stunden nach Male, ist ein kostenloses Frühstückbuffet schon was Gutes. Bei unserem 90minütigen Weiterflug nach Gan sahen wir zwischen den Wolken unter uns die Inselwelt der Malediven mit ihren vielen kleinen Inseln und Atollen, die über und unter Wasser liegen. Auf Gan gelandet und nur noch 10 Minuten vom Flughafen zum Hotel, endlich angekommen.

Das Addu-Atoll ist das südlichste Atoll im Archipel der Malediven. Es besteht aus mehreren Einheimischen-Inseln, die dem Atoll durch ihre Lage eine Herzform geben. Die größten Inseln sind Gan, Meedhoo und Hithadhoo.

Das Atoll war ab 1941 zunächst Stützpunkt der Royal Navy, ab 1957 Stützpunkt der Royal Air Force. Die Marinebasis wurde auch von der Australian Imperial Force genutzt, während der Flughafen GAN vor allem als Zwischenstopp für Flugzeuge auf dem Weg nach Singapur diente. 1971 wurde der Stützpunkt aufgegeben, Teile der Einrichtungen wurden in Quartiere für Touristen umgewandelt. Vieles erinnert auch heute noch an die ehemalige Präsenz der Engländer.
Von 1959 bis 1963 bildete das Atoll, gemeinsam mit dem Huvadhu-Atoll (damals Suvadiva genannt) und der Insel Fuvahmulah im Süden der Malediven die international jedoch nicht anerkannte Republik Suvadiva.
Im Januar 2011 wurden nach längerem Konflikt zwischen der Regierung Nasheed und der Opposition die bewohnten Inseln der Westküste und Meedhoo mit Hulhudhoo an der Nordostecke des Atolls zur Stadt Addu City zusammengefasst. Addu City und die Hauptstadt Malé sind damit die einzigen beiden Städte des Landes und die einzigen Orte, die sich über mehr als eine Insel erstrecken.

In den 1940er Jahren haben die Briten sämtliche Inseln der Westküste mit Dämmen verbunden, auf denen man noch heute auf dem Landweg von der Insel Gan bis zu der Insel Hithadhoo gelangt, so dass sich eine Gesamtlänge der Inselkette von fast 20 km ergibt.

Mit dem Rad oder Motorroller können Inselausflüge veranstaltet werden, was für eine Malediveninsel eine Seltenheit ist, da man diese meist in einem kurzen Strandspaziergang umrunden kann.
Hier hat man einfach mehr Bewegungsfreiheit als auf anderen Inseln, wäre diese coronabedingt nicht eingeschränkt. Hotelgäste durften während ihres gesamten Urlaubs das Hotelgelände nicht verlassen. Da wir aber nur zum Tauchen hierhergekommen sind und wir sozusagen eine Sondergenehmigung hatten, weil die Tauchbasis außerhalb des Hotelgeländes lag, war dies für uns kein Problem.

Auf Grund seiner Geschichte können heute im Equator Village in den umfunktionierten Offiziersunterkünften Touristen übernachten.

Das Equator Village ist eine gut geführte 3 Sterne Hotel Anlage mit Poollandschaft und großzügig angelegtem Garten. Die Zimmer waren sauber, spartanisch und zweckmäßig eingerichtet aber groß genug.

Die Nähe zum internationalen Flughafen empfanden wir nicht als störend.

Im Garten wuchsen viele alte Bäume und jede Menge verschiedenartiger Palmen. Bewohnt werden diese von großen Flughunden, die für Abwechslung sorgen, wenn sie sich um den Blütennektar oder um das Wasser einer Kokosnuss streiten.

Mit Mücken hatten wir je nach Wetterlage mehr oder weniger Kontakt. Wer so wie ich von den Blutsaugern bevorzugt wird, sollte sich vorsorglich mit Mückenschutz eindecken.

All inclusive bietet 3x täglich ein reichhaltiges und gut schmeckendes Buffet mit überwiegend indisch singalesischem Einfluss. Es gab abwechselnd frisch gebratenen Fisch, Lamm oder Hühnchen.
Wir fanden uns immer etwas Leckeres zum Essen, auch wenns manchmal ganz schön scharf war.
Die Poolbar war täglich zwischen 16:00 und 18:00 Uhr und die im Haupthaus liegende Bar von 9:00 bis 0:00 Uhr geöffnet. Auch alkoholische Mixgetränke waren im „All Inclusive“ mit inbegriffen.

Da die Inseln muslimisch geprägt sind, sind Bikini und Badehose an öffentlichen Stränden nicht erlaubt und Alkohol gibt es nur auf der Insel Gan im Equator Village.

Neben der Möglichkeit die Inseln Gan, Maradhoo und Hithadhoo zu erkunden, bietet das Addu Atoll an langgezogenen Riffrändern, Höhlen, einem bewachsenen Schiffwrack oder an Putzerstationen von Ozeanbewohnern einmalige Möglichkeiten zum Tauchen.

Auf der Insel Maradhoo befindet sich das von uns gebuchte Tauchcenter Aquaventure.

Wir wurden jeden Tag um 7.45 Uhr mit dem Taxi vom Hotel abgeholt und in den ca. 10 Minuten entfernten Hafen gebracht, von dem aus das Tauchboot ablegt. Vormittags bietet Marc, der Eigentümer des Aquaventure Dive Centers 2 Tauchgänge mit einer Oberflächenpause von lediglich 1 Stunde an, so dass man pünktlich zum Mittagessen wieder im Hotel ist. Nachmittags um 15.00 Uhr ist eine weitere Tauchausfahrt möglich. Die Tauchausrüstung konnten wir vor Ort belassen. Am folgenden Tauchtag befand sich wieder alles frisch gewaschen auf dem Boot.
Langschläfern fällt das frühe Aufstehen im Urlaub nicht immer leicht, doch schöne Tauchgänge und viele Hai- und Mantabegegnungen entschädigten uns dafür.

Mit Marc und seiner Crew hatten wir tolle Tauchgänge an den unterschiedlichsten Tauchspots. Die Tauchplätze sind meist innerhalb 30-60 Minuten mit dem Boot zu erreichen. Marc ist ein sehr erfahrener Taucher mit viel Wissen über die Tauchplätze, die Wetterbedingungen und vorherrschenden Strömungen. Die Tauchgänge wurden immer den vorherrschenden Bedingungen angepasst. Für uns fortgeschrittenen Taucher hat er versucht jeden Tauchgang zu etwas Besonderem zu machen und er hat sie perfekt auf unser Erfahrungsniveau angepasst.

Nicht übersehen werden konnten die Auswirkungen des letzten El Ninos, der die Malediven 2016 heimsuchte, wobei die Wassertemperatur für mehrere Wochen über 33 Grad anstieg.
Die südlichen Außenriffe zeigen zwar deutlich weniger Auswirkungen, doch die Hartkorallengärten der Innenriffe sind sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Trotzdem gibt es noch zahlreiche Fischschwärme aus Stachelmakrelen, Barrakudas, Doktorfischen, Fledermausfischen und den üblichen Rifffischen.


Auch verschiedene Haiarten wie Ammenhaie, Graue Riffhaie, Weißspitzenriffhaie, Schwarzspitzenhaie, Schwarzspitzenriffhaie und insbesondere Mantas fanden sich noch regelmäßig im Atoll ein.

Hervorzuheben ist die auf ca. 20-25m liegende Manta Putzerstation an Rande des Atolls. An diesem Manta Hotspot veranstalteten wir insgesamt 6 Tauchgänge.
Wir konnten immer 5-15 Mantas und mehrere Grauen Riffhaie, die sich regelmäßig bei auflaufender Strömung an der Putzerstation aufhielten, gleichzeitig bestaunen. Ein Riffhaken ist hier ein Muss. Absolut beeindruckend war, dass die Mantas zum Greifen nah kamen. Man hätte nur den Arm etwas heben müssen, um diese beeindruckenden Tiere berühren zu können. Unwillkürlich steckte man den Kopf in den Nacken, wenn einer dieser Segler über einen hinwegschwebte, da man Angst haben musste von dem Flügelschlag getroffen zu werden, was auch einige Male passierte. Das Schauspiel wurde nur durch den begrenzten Luftvorrat und die beschränkte Grundzeit auf dieser Tiefe limitiert. Das Tauchen mit Nitrox ist nicht nur hier, sondern auch an vielen anderen Tauchplätzen im Addu Atoll angebracht.

Ein besonderes Taucherlebnis ist das größte Wrack der Malediven, die 134 m lange „British Loyalty“. Ein fast 6000 Tonnen schwerer Öltanker, der 1946 am Hafen vor der Insel Maradhoo gesunken ist und auf der Steuerbordseite in 33m Tiefe liegt. Vor dem Maschinenraum befinden sich 2 große Einschusslöcher von Torpedos, durch die wir bequem ins Innere tauchen konnten. Das Wrack ist mit Korallen bewachsen und es gelingen von hier aus schöne Gegenlichtaufnahmen vom Schiffsaufbau, der Reling und der Schiffsschraube.

Die Inseln des Addu Atoll sind nicht die typischen 5* Barfuß Malediveninseln, doch der wahre Schatz offenbart sich dem Taucher erst unter der Wasseroberfläche. Hier können das ganze Jahr über Mantas gesichtet werden, aber auch Haie, Rochen, Schildkröten und Fischschwärme sind an den Außenriffen und in den Kanälen anzutreffen.

Das Addu Atoll bietet ausreichend Tauchplätze, sowohl für fortgeschrittene als auch weniger erfahrene Taucher. Mit teilweise sehr starker Strömung ist hier allerdings immer zu rechnen.
Die Kosten fürs Tauchen sind mit ca. 50 Dollar pro Tauchgang incl. Ausfahrt moderat und bei weitem nicht so teuer, wie auf den typischen 5* Resortinseln, bei denen in vielen Fällen zu den ohnehin schon hohen Tauchgangspreisen auch noch die Bootsausfahrt separat bezahlt werden muss.

Ein noch zu erwähnendes Ereignis der Reise ist übrigens die Überquerung des Äquators. Der Breitengrad `0`0`0 verläuft ca. 40 Seemeilen nördlich des Atolls.

Am Ende des Urlaubs waren wir uns sicher, nicht das letzte Mal unseren Tauchurlaub auf den Malediven verbracht zu haben, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass der nächste Maledivenaufenthalt mit mehreren Vereinskameraden der Woidtaucher in 8 Wochen bereits vor der Tür steht.