mit
Dr. Erich Ritter, Gerhard Wegener

Mythos Hai: Keine Angst vor dem gefürchteten Killer

Haiflüsterer“ Dr. Erich Ritter zeigt das wahre Wesen der Haie
– Spannender Multimedia-Vortrag bei den SV-Woidtauchern in der Hauptschule –

Zwiesel. Ihr Ruf ist denkbar schlecht. Sie gelten als blutrünstige, menschenfressende Monster. Mit kaum einem anderen Tier verbindet der Mensch solche panischen Ängste wie mit Haien. Dieses Bild von der Bestie Hai widerlegten Dr. Erich Ritter und Gerhard Wegner mit ihrem spannenden Multimedia-Vortrag „Angstzination“ am Freitag in der Hauptschule eindrucksvoll:

„Haie können sprechen!“ So könnte man in Kurzform die Forschungsergebnisse des Schweizers Dr. Erich Ritter ausdrücken. Ritter ist einer der weltweit anerkanntesten Haiforscher- und arbeitet hauptsächlich auf den Bahamas. Zusammen mit Gerhard Wegner, dem Präsidenten von Sharkproject, einem Verein zur Erforschung und zum Schutz der Haie, führte er in die Körpersprache der Haie ein, analysierte Haiunfälle und erklärte, woher die.Angst des

Zu Beginn der Veranstaltung ließ Sepp Grimm, Spartenleiter SV . Zwiesel d’Woidtaucher, erst einmal wissen, wie sie es überhaupt geschafft hatten, die hochkarätigen Referenten nach Zwiesel zu bringen. So lernten er und Charly Zimmermann Erich Ritter bei einem Seminar bei Sharkproject. auf den. Bahamas kennen und überredeten ihn, mit Gerhard Wegner ihren Vortrag auch in Zwiesel zu halten. Dass ihnen damit ein guter „Fang“ glückte, bewies die Zuschauerkulisse. Fast alle 150 Plätze waren besetzt. Mit „Angstzination“ haben Wegner und Ritter ihren Vortrag mit 50 Filmsequenzen und über 300 Bildern betitelt. „Das setzt sich zusammen aus der Angst des Menschen vor den Haien . und der gleichzeitigen Faszination für die einzigartigen Tiere“, erläuterte Wegner. Im ersten Teil des Vertrags ging er auf die Ursachen der Haiphobie ein. Bemerkenswert sei dabei, .dass die Menschen Angst vor einem Tier haben, das sie eigentlich gar nicht kennen. Die Furcht entstehe in erster Linie durch die Medien, die die wenigen Haiunfälle weltweit millionenfach ausschlachteten. Einen großen Anteil am schlechten Image der Haie habe der Hollywoodstreifen „Der weiße Hai“. Neben diesen Ursachen spielten so genannte Urängste eine Rolle, also solche, die unterbewusst in uns allen vorhanden seien, erklärten die Referenten.

Dass diese Angst keineswegs gerechtfertigt ist, zeigt auch die Statistik. So. gab es beispielsweise 2003 weltweit 57 Haiunfälle. Davon endeten fünf tödlich. Zum Vergleich: Jährlich sterben etwa 150 Menschen durch herabfallende Kokosnüsse. Um die Furcht, nun zu überwinden ist es nötig, neue Erkenntnisse über die Haie zu gewinnen. Und in diese neuen Erkenntnisse führte Dr. Erich Ritter im zweiten Veranstaltungsteil ein.

Mit „Anatomie, .Sinne und bissorientiertes Verhalten“ war Ritters Vortragsteil überschrieben. Was sich zunächst sehr theoretisch anhörte, wurde jedoch von Ritter sehr anschaulich und äußerst kurzweilig präsentiert. Man merkte deutlich, dass es sich hier um keinen Wissenschaftler aus dem Elfenbeinturm handelt. „Haie sind nicht gefährlich. Es gibt nur gefährliche Situationen“, machte Ritter gleich zu Beginn deutlich. Ziel seiner Arbeit ist, die Körpersprache der häufigsten Haiarten, in verschiedenen „Interaktionen“, also Begegnungen mit dem Menschen zu analysieren und darausVerhaltensregeln bei Begegnungen zu erstellen.

Ritter erklärte, wie die Sinne der Haie funktionieren und was gewissermaßen „im Hai“ vorgeht, wenn er sich einem Objekt oder.einem Menschen nähert. Er präsentierte das sehr anschaulich mit zahlreichen Bildern, Grafiken und Filmsequenzen, die ihn und andere beim Tauchen mit Haien zeigten. Ritterstellte die Haie vor, so wie sie wirklich sind: vorsichtige und intelligente Tiere, weitab vom Killerimage. Eine wichtige Erkenntnis war, dass sich Haie einem Menschen nie aus Hunger oder Aggression nähern, sondern nur aus Neugier und um zu lernen. Deshalb sei es wichtig, die verschiedenen Verhaltensmuster der Haie interpretieren zu lernen. Trotz aller Erfahrung ist aber auch Ritter nicht vor Schreckmomenten gefeit. „Da lernt man dann, wie man über Wasser läuft“, sagte der Haiexperte schmunzelnd.

Zwar kommt .es immer wieder zu Haiattacken, doch handle es sich bei diesen bei genauer Betrachtung um tragische Unfälle. So rekonstruiert das Sharkproject-Team alle Haiunfalle weltweit und analysiert sie, um Ratschläge zu geben, wie man sich vor einem möglichen Unfall schützen kann. Bei seinem Vortrag analysierte Ritter beispielhaft zwei solcher Attacken und erklärte deren Ursachen. „In den meisten Fällen ist der Mensch‘ Schuld, denn Haie nähern sich oder beißen nur, wenn ihm der Mensch einen Anlass gibt“, sagte Ritter.

Aus den Ergebnissen der Untersuchung von Haiattacken in den letzten 85 Jahren ist ein interessantes Buch mit dem Titel „Haiunfälle“ entstanden.

Ein besonderes Anliegen des Sharkprojects ist der Schutz der Haie. Ritter und Wegner zeigten in erschütternden Bildern, dass bei der Begegnung Mensch-Hai die eigentliche Gefahr vom Menschen ausgeht. So werden pro Jahr rund 200 Millionen Haie auf oft grausamste Weise getötet und landen zum Großteil auf den Speisetellern . der Welt oder enden als zweifelhafte medizinische oder kosmetische Produkte. Viele der rund 460 Haiarten sind bereits akut vom Aussterben bedroht. Deshalb hat Sharkproject Kampagnen gegen den Handel mit Haiprodukten gestartet, um so einen Beitrag gegen die Ausrottung der einzigartigen Meerestiere zu leisten.

Wer sich weiter über Haie und die Arbeit von Sharkproject informieren möchte, der hat auf der. Homepage „www.sharkproject.org“‚ ausführlich dazu Gelegenheit. Die.‘ Woidtaucher sind auf jeden Fall zu beglückwünschen, dass sie .es schafften, eine solche Veranstaltung nach Zwiesel zu bringen, wie man sie nicht alle Tage erlebt.