von
Christian Burghart

Teilnehmer:
Andy Uhrmann, Hermann Köstlmeier, Josef Köck, Christian Winter, Manuela Winter, Bernhard Perl, Susi Schmid, Simon Perl, Selina Perl, Tobias Burghart, Christian Burghart, Michaela Burghart, Elisabeth Gattermann, Karin Köck, Simone Leher

Reisezeit:
28. Oktober – 6. November 2016


Tauchen mit H
aigarantie

16 Woidtaucher erkunden die Unterwasserwelt im Süd-Male-Atoll
Eine Gruppe von neun Woidtauchern hat bereits im September 2015 nach einer zweiwöchigen Tour durch Sri Lanka die Insel Maafushi auf den Malediven besucht. Die dabei gemachten taucherischen Erfahrungen mit der Tauchbasis „Maafushi Dive“ waren so einzigartig und nachhaltig, dass man sich entschloss, für die schon traditionelle Herbstreise der Gruppe in diesem Jahr die Malediven zu wählen. Vom Flughafen in Male fährt man mit dem Speedboot vorbei an einigen Resortinseln, die für uns Europäer als typische Postkartenmotive das Bild der Malediven geprägt haben, bis man nach 45 Minuten die Insel Maafushi im Süd-Male-Atoll erreicht.  Wie alte Freunde wurden die 16 Woidtaucher vom Besitzer der Tauchbasis  „Maafushi Dive“, Asim Mohammed, und seinem Team empfangen. Noch am Ankunftstag absolvierten die Woidtaucher ihren ersten Tauchgang.

Der 25-jährige Tauchlehrer  Mahey erzählt, dass fast alle der etwa 2000 Einwohner von Maafushi  bis vor ein paar Jahren vom Fischfang gelebt haben. Auf dieser Insel befindet sich übrigens das Hauptgefängnis der Malediven, das fast ein Viertel der Inselfläche einnimmt. Bis 2009 war es in diesem stark vom Islam geprägten Land Ausländern verboten, auf „Einheimischen-Inseln“ Urlaub zu machen. Touristen  durften bis dahin nur auf die meist sehr teuren Resort-Inseln. In den paar Jahren seither hat sich sehr viel verändert. Gab es 2010 drei Hotels, so waren es letztes Jahr bereits 30 und heuer sind es schon über 40. Die Bevölkerung freut sich über den gewonnenen Wohlstand, man kann sich aber vorstellen, dass dieser Bauboom nicht nur positive Auswirkungen haben wird.

 

Tauchen auf den Malediven heißt vor allem Haigarantie bei fast jedem Tauchgang. Mahey, der schon seit der Eröffnung der damals einzigen Tauchbasis im Jahre 2011 als Tauchguide bei Maafushi Dive arbeitet, führte die Gruppe im Laufe der Woche zu seinen beliebtesten Tauchplätzen wie beispielsweise dem Manta Point. Dort besteht ganzjährig eine große Wahrscheinlichkeit, mit den majestätischen Mantas tauchen zu können. Neben vielen weiteren großartigen Tauchplätzen muss unbedingt auch der bei Tauchern weltweit bekannte Tauchplatz Guraidhoo Express erwähnt werden. Dort ist ein schmaler Kanal, der vom offenen Meer ins Innere des Süd-Male-Atolls führt. Sobald man den Kanal in etwa 20 Metern Tiefe erreicht hat geht es ab, wie in einer Achterbahn, in Highspeed durch die Unterwasserwelt und vorbei an unzähligen Haien. Hat man den trichterartigen Bereich des Kanals dann durchtaucht, ist die Strömung urplötzlich vorbei und man sieht auch keinen Hai mehr.

 

Bei der Weiterfahrt zum nächsten Tauchplatz hatten wir ein seltenes Glück. Mahey sichtete eine Schule Grindwale, die dann minutenlang neben unserem Boot herschwamm. Ein breites Grinsen legt sich jedoch immer über Maheys Gesicht, wenn er über den Tauchplatz Kandooma Thila, spricht. Dieser Tauchplatz sei keinesfalls für Anfänger und Ängstliche geeignet, sagt er. Am liebsten würde er jeden Tag dort tauchen, Auch für uns war dieser Tauchplatz zweifelsohne das Highlight schlechthin. Ein Woidtaucher beschreibt den Tauchgang aus seiner Sicht:  Kandooma Thila heißt Abtauchen im Freiwasser auf dem offenen Meer. Auf die Frage, wie er den genauen Platz zum Springen ohne Hilfsmittel findet, meinte Mahey  schmunzelnd, er hätte ein GPS eingebaut.

Nach dem Abtauchen beginnt in spätestens zehn Metern Tiefe plötzlich eine so starke Strömung, dass wir gegen sie nicht mehr ankämpfen können. Wir lassen uns mitziehen, bis wir ab 20 Metern endlich den Grund sehen, gleichzeitig einige Thunfische und Makrelen wahrnehmen und eine Gruppe Adlerrochen grazil vorbeigleitet. Wir müssen in den Kanal, wo die starke Strömung ist, denn nur wo starke Strömung ist, kann man auch viele Haie finden. Die Strömung ist mittlerweile so heftig, dass wir uns ohne Riffhaken nicht mehr halten könnten. Lässt man los, saust man wieder einige Zeit über die Riffe, bis man das Ziel des Tauchgangs erreicht. Einen canyonartigen Riffüberhang, an dem man es irgendwie schaffen muss, mit dem Riffhaken Halt zu finden. Ansonsten zieht einen die Strömung unweigerlich mit. Hier in 27 Metern Tiefe sind wir im Reich der Haie – endlich. Sogleich erblicken wir Schwarzspitzen-, Weißspitzenriffhaie sowie die etwa 2,5 Meter langen Grauen Riffhaie. 15 Minuten lang hängen wir nun hier in extremer Strömung, umkreist von Dutzenden von Haien , die unter, über und hinter uns patrouillieren, wobei manche so neugierig sind, dass sie bis auf fast einen Meter herankommen. Um dieses bizarre Schauspiel zu erleben, sind wir hier her gekommen! Als wir letztes Jahr bei besserer Sicht an diesem Tauchplatz waren, konnten wir sogar 70 bis 100 Haie zählen!

 

Neben den taucherischen Highlights konnte die Gruppe mit dem Team von Maafushi Dive auch über Wasser viele lustige Momente erleben. So holten sie am letzten Tag ein Surfboard mit aufs Boot und so mancher Woidtaucher konnte sein Talent auf dem Board unter Beweis stellen. Wie lange kann man sich auf dem Board halten, wenn man vom Boot, das in Höchstgeschwindigkeit fährt, gezogen wird? Besonders ins Herz geschlossen haben die Woidtaucher aber den 27-jährigen Naanu. Er reinigte mit seiner speziellen Technik vor jedem Tauchgang die Masken der Taucher, so dass niemals eine beschlug.

Einen kleinen Wermutstropfen hatte die Reise dann doch. Da auf allen maledivischen Einheimischen-Inseln Alkohol strengstens verboten ist, musste die Gruppe neun Tage auf Alkohol verzichten. So mancher konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann das das letzte Mal passiert war.

 

Einig waren sich alle Mitreisenden darin, dass das Süd-Male-Atoll für Tauchgänge, bei denen Haisichtungen im Vordergrund stehen sollen, das mit Abstand beste bisher bereiste Tauchgebiet war. Einig waren sich aber auch alle darin, dass es keinen Grund gäbe, auf den Malediven Urlaub zu machen, wenn man nicht tauchen, oder zumindest schnorcheln würde. Zu wenig Anderes kann man auf den Inselchen unternehmen und zum reinen Sonnenbaden gibt es auch viele andere wunderschöne und einfacher erreichbare Orte auf der Welt. Für Mahey ist jedoch seine Heimatinsel Maafushi der einzige Ort, an dem er leben möchte. Für die Zukunft wünscht er sich ein bisschen mehr Wohlstand und vor allem, dass er möglichst noch viele Jahre tauchen kann – am liebsten täglich mit „seinen“ Haien an Kandooma Thila.