von
Claudia, Isabella und Josef Grimm

Teilnehmer
Grimm Isabella CMAS **** 580 Tauchgänge
Grimm Josef TL*** 1550 Tauchgänge
Grimm Claudia CMAS** 220 Tauchgänge

Hinweis:
Die Reihenfolge der Bilder von oben nach unten bzw. unten von links nach rechts entspricht der Reihenfolge der im Text erwähnten Tiere.

Kurz entschlossen buchten wir Ende September unsere Reise in den Norden von Sulawesi. Mit „Beluga-Reisen“ fanden wir ein kompetentes Reisebüro, das unsere Wünsche erfüllen konnte.

Die Insel Sulawesi, eine der großen Sudaninseln, mit ihrer außergewöhnlichen Form, liegt in mitten des indonesischen Archipels östlich von Borneo. Ein Land geprägt von vulkanischer Aktivität, im sogenannten geologischen „Ring des Feuers“. Sie gehört zur Republik Indonesien, welche aus ca. 17.500 Inseln besteht und ca. 3,3 Mio km2 Wasser umfasst. Die riesige Insel teilt sich in vier Provinzen auf, in Nord-, Ost-, Süd- und Zentral-Sulawesi. Die Hauptstadt des Nordens heißt Manado. Die einheitliche Amtssprache ist das Bahasa Indonesia mit mindestens 25 Dialekten. Es dominiert das Christentum, gering verbreitet sind Buddhismus und Hinduismus, der Islam eine absolute Minderheit. Man treibt Handel mit Kokoserzeugnissen, Gewürzen, Kaffee, Holz und Fisch. Rohstoffe wie Gold, Kohle, Eisen und Kupfer werden ebenso gefördert wie Öl und Erdgas. Die Zeitverschiebung beträgt +7 Std. und die Währung indonesische Rupiah, deren Umrechnung durch Inflation schwierig ist.

Einleitung:
Die guten Tauchgebiete dieser Erde haben alle eines gemeinsam. Sie liegen entweder so weit abseits der Touristenströme, dass sich kaum ein Pauschalurlauber dorthin verirrt, oder sie sind sehr teuer. Ein weiterer Aspekt betrifft die Sicherheit. Nordsulawesi hat von allem ein bisschen. Es liegt abseits (man findet keinen Reiseführer), ist nicht billig und es sind Unabhängigkeitsbestrebungen im Gange.

Anreise:
Als Bundesbürger benötigten wird kein Visum, jedoch wird eine Einreisegebühr von zurzeit 25 Dollar erhoben. Ein Reisepass mit 6-monatiger Gültigkeit reicht aus.

Wir flogen am 25.12.2011 um 11.50 Uhr mit Singapore-Airlines von Frankfurt nach Singapur und von dort mit Silk-Air weiter nach Manado. Wir überwanden die ca.

14.000 km in einer Gesamtflugzeit von ca. 15 Stunden. Von Manado aus fuhren wir noch ca. 1,5 Stunden Richtung Osten bis zum Hafen von Bitung. Von dort weiter mit dem Boot auf die Insel Lembeh, wo wir gegen 16 Uhr am 26.12.11 ankamen.

Klima:
In Folge der Äquatornähe ist das Klima recht ausgeglichen und ein ganz Jahres- Tauchgebiet. Man unterscheidet in Indonesien zwischen der Regenzeit (November bis April) und der Trockenzeit (Mai-Oktober). Die Temperaturen liegen zwischen 23°C und 31°C.

Da wir uns während der Regenzeit in Lembeh und Bunaken aufhielten, konnten wir uns über Wind und oft heftige Regenschauer nicht beklagen. Versteckte sich die Sonne hinter Wolken waren die Temperaturen sehr angenehm, ansonsten war es entsprechend heiß und drückend schwül.

Tauchbasis
Die Tauchbasis des Bastianos ist englischsprachig, das Management jedoch unter deutscher Führung. Die Tauchgänge werden durch einheimische Tauchguides begleitet und garantieren deshalb viele Highlights der Unterwasserwelt. Spürhunden gleich finden sie getarnte Skorpionfische, seltene Garnelen, Schnecken in nie gesehenen Farben und bizarre Anglerfische. Mit einer Selbstverständlichkeit spüren sie Seepferdchen, verschiedene Octopusse und farbige Sepien auf. Wie Kleintierdomteure holen sie mit Metallstäben die Tierchen vorsichtig und geschickt aus ihren Verstecken in Korallen, Algen und dem Sand. Es werden täglich mehrere Tauchgänge angeboten.

Hotel Lembeh
Das Bastianos Lembeh Diving Resort befindet sich an der Westküste der Lembeh Insel und liegt in der Mitte der Lembeh Strait. Die Cottages sind geräumig und je nach Ausstattung mit Klimaanlage oder Ventilator, Warm- oder Kaltwasserdusche und Balkon ausgestattet. Man hat einen herrlichen Blick auf die Lembeh Strait und die Rarandang Bay. Das Essen (Vollpension) wird täglich frisch zubereitet, nachmittags gibt es frisch gebackenen Kuchen, das Frühstück ist einfach gehalten. Den fehlenden Strand ersetzt ein Süßwasserpool.

Lembeh und Tauchen
Lembeh ist eine kleine Insel vor der Küste von Nord-Sulawesi, vom Bezirk Minahasa durch eine Wasserstrasse getrennt. Tauchen ist hier sehr interessant und je nach Jahreszeit wechselt die Häufigkeit mancher skuriller Arten. Das Tauchgebiet mit seiner einzigartigen Makrowelt liegt ausschließlich in dieser Wasserstrasse der `Lembeh Strait` (auf dem Meer heißen Wasserstrassen nicht `Street` sondern `Strait`), ca 14 km lang, 100m tief und 2 km breit. Hier fahren große Schiffe und auf dem allgegenwärtigen schwarzen Lavasand findet man jede Menge Zivilisationsmüll. Dennoch kann man hier tauchen und zwar vom Feinsten. Die Higlights sind hier in der „Critterwelt“, also der Makrowelt zu suchen und natürlich auch zu finden. Es ist das Widersprüchliche was das Tauchen hier so ungemein faszinierend macht. Manche Areale sehen kahl und trostlos aus, andere wie Uferzonen eines veralgten Sees. Aber an manchen Tauchplätzen man findet auch Korallen und Steilwände, die bizarres Leben aufweisen. Vieles was wir fotografiert haben findet man in keinem Unterwasserführer. Eine Lembeh-Taucherlaubnis, welche für 150.000 Rupiah (ca. 13 €) erworben werden muss, soll das Problem des Mülls in der Meerenge bekämpfen????

Es gibt über 30 Tauchplätze zur Auswahl, nur wenige Minuten mit dem Tauchboot entfernt. Die meisten Tauchgänge beginnen flach auf schwarzen Sand, die dann leicht bis 25 m abfallen. Man findet auch Flächen mit Korallenansammlungen und kleine Steilwände. Jeder einzelne Tauchplatz hat seinen Reiz. Die Sichtweiten lagen meist zwischen 10-15 m und die Wassertemperatur bei 29°C.

Kelapa Dua:
Hier tauchten wir direkt vor einem Hafen in dem Schiffe gebaut oder wieder in ihre Einzelteile zerlegt werden. Man hörte unter Wasser der Lärm der Baumaschinen und man kann unvermittelt auf eine Wand von aufgewirbelten Schlamm und Sand treffen. Doch der Schein trügt. Auf der Sandfläche in 20-25 m fanden wir seltene Garnelen, farbige Krebse in Federsternen Orang-Utan-Krabben und Rotfeuerfische mit verschiedenstem Aussehen. Im flachen Bereich sahen wir in Korallenblöcken die unterschiedlichsten Nacktschnecken, Seenadeln und Geistermuränen, die nach Plankton fischten.

Pinta Kolada
Unser Tauchgang zu den berühmten und extrem schwierig zu fotografierenden Mandarin-Leierfischen begann um 16.45 Uhr. Die sehr scheuen Tierchen sind innerhalb eines großen Haufen abgebrochener Geweihkorallenstücke in 4 m Tiefe zu suchen. Mit Kameras bewaffnet knien Taucher auf einer Fläche von ca. 5×5 Meter rundum den Korallenfriedhof und warten auf den Hochzeitstanz der Mandarinfische. Doch das faszinierende Schauspiel ließ nicht lange auf sich warten. Das Männchen (der größere von beiden) imponiert dem Weibchen mit seinen farbigen Brustflossen und im Liebestanz steigen sie Bauch an Bauch über die Korallen auf. Gleichzeitig werden Eier und Sperma abgestoßen und blitzschnell sind sie wieder im Korallengewirr verschwunden, bis der Tanz immer wieder von neuem beginnt. Im Umkreis findet man auch den Banggai- Kardinalbarsch und den Pyjama-Kardinalbarsch.

Nachttauchgang
Wer müde ist Nachttauchgänge zu machen, sollte hier seinen inneren Schweinehund überwinden und unbedingt bei Nacht die Unterwasserwelt von Lembeh erkunden. Ein paar Atemzüge trennen während des Tauchgangs zwischen dem seltenen Bobbit-Worm, Leierfischen (Dragonhead), bizarren Nacktschnecken und Schaukelfischen. Man trifft nicht nur die alten Bekannten vom Tage, sondern zusätzlich kommt noch allerlei anderes Getier aus seinen Verstecken. Winzige Octopusse und Sepien, Fangschrecken- und Bärenkrebse, auf kleinen Krallen dahin kriechende Teufelsfische und skurrile Garnelen.

Tandurusa
Hier taucht man vor einem kleinen Dorf über eine dunkle Sandfläche mit allerlei Müll bis auf 20 m ab. Ein kleiner Bambus-Hai mit 50 cm Länge, Imperatorgarnelen auf einer Seegurke und ein schwarzer Mini-Anglerfisch kamen uns vor die Linse. Grüne Double-End-Seenadeln, Sandaale, frei schwimmende Muränen und Schlangenaale mit grimmigem Gesichtsausdruck, die aus ihren Röhren lugten.

Aer Bajo 1 und 2
An diesen beiden Tauchplätzen im Norden der Lembeh-Strait betreibt man sogenanntes Schlammtauchen („muck-diving“). Wir fanden über dem Lavasand schwebende Harlekingeisterpfeifenfische, flammende Sepien (Flamboiant Cuttlefish) in groß und mini (ca. 1 cm), Coconut- und Langarmoctopus, Schaukelfische, Flügelrossfische und Langhornkofferfische. Wir hatten das Glück den seltenen Mimikoctopus und den noch seltener anzutreffenden Wonderpus zu finden und fotografieren zu können. Eine spezielle Art der Anglerfische, der Hairy-Frogfisch und der Ambon-Drachenkopf waren ebenfalls zu sehen.

Nudi Retreat
Hier taucht man an einer kleinen Wand entlang, die in einen sandigen Abhang mit Korallenblöcken übergeht. In den dort wachsenden Gorgonien fanden wir nach langem Suchen viele der „Bargibanti“-Pygmäenseepferdchen in rosa und gelb und das „Denise“-Pygmäenseepferdchen. Insgesamt bekamen wir an diesem Tauchgang wohl mehr als 25 „Pygmis“ vor die Linse. Mehrere Schwärme von Katzenwelsen zogen an uns vorbei, die den Sand nach Fressbarem durchsuchten. Am Ende des Tauchgangs findet man in einer Felsspalte eingeklemmt eine Flammen-Feilenmuschel. Die erstaunlichen Tiere erzeugen durch Biolumineszenz Lichtblitze im Inneren ihres Mantels.

Den Jahreswechsel 2011/2012 erlebten wir an der Bar auf der Terrasse des Lembeh-Resort. Mit Blick auf ein stundenlanges !!! Feuerwerk in der Hafenstadt Bitung.

Am 02.01.2012 wechselten wir unser Quartier. Mit dem Boot von der Insel Lembeh zurück nach Bitung und weiter mit dem Auto zum Hafen von Manado. Von dort mit dem Boot Richtung Nordwesten zu der Insel Bunaken.

Hotel Bunaken
Das Bastianos Bunaken Padi Dive Resort befindet sich an der Westküste der Insel Bunaken am Liang Beach, mitten im Marine Nationalpark. Die Reihenbungalows liegen direkt am Strand und man hat einen herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang. Die Ausstattung der Zimmer ist auch hier zweckmäßig. Buchbar sind die Zimmer mit Klima oder Ventilator, Warm- oder Kaltwasserdusche und Veranda. Das Resort bittet ebenso Vollpension und ein einfaches Frühstück. In der Trockenzeit lädt der herrliche Sandstrand zum Baden und Schnorcheln ein. Während der Regenzeit trieb es Holz, Müll, Seetang und Kokosnüsse aus der Manadobucht mit der Strömung und den Wellen an den Strand.

Bunaken und Tauchen
In der Bucht von Manado, etwa 30 Minuten mit dem Boot entfernt, liegt der Bunaken-Unterwassernationalpark. Dazu gehören die fünf Inseln Bunaken, Silanden, Montehage, Nain und der erloschene Vulkan Manado Tua. Die Riffe rund um den Nationalpark sind größtenteils unbeschädigt und gehören zu den besten in ganz Indonesien. Im Norden von Sulawesi fällt der Kontinentalsockel bis auf 1840 m ab. Die meisten Tauchplätze sind sehr tief mit steilabfallenden Wänden, bewachsen mit Schwämmen, Hart- und Weichkorallen. Hier kann man neben Großfischen und Schildkröten mit etwas Geduld auch kleine interessante Tiere entdecken. Auch hier zahlt man eine Gebühr von 150.000 Rupiah zum Erhalt des Nationalparks (ein Kalenderjahr gültig)

Die Wege zu den über 30 Tauchplätzen mit dem Tauchboot sind nicht weit. Getaucht wird rund um die Inseln von Bunaken, oder am Sulawesi-Festland. Die Sichtweiten an den Riffen lagen bei mehr als 25 m und am Festland bei 10 m. Leider ließen das Wetter und unsere Zeit es nicht zu bei Montehage, Silanden und Nain zu tauchen.

Nachttauchgang
Für Dämmerungs-oder Nachttauchgänge wählte die Tauchbasis geschützte Stellen oder Tauchplätze in der Bucht (Alung Banua, Bunaken-Timur). Wir fanden Langusten in ihren Höhlen, riesige Anemoneneinsiedlerkrebse und große Krabben die sich Schwämme auf ihren Panzer gepflanzt haben (sog. Sponge Crabs), schlafende Schildkröten, Garnelen in verschiedenen Farben und Formen, einen winzigen Mimikry-Kraken, Spinnenkrabben und rote Stachelseegurken.

Sulawesi-Festland
An der Küste des Festlands (Abba-Point, Wori, Black Rock) fanden wir seltene und außergewöhnliche Tiere, die eher in Sandgebieten leben. Auf den ersten Blick eintönig und langweilig taucht man über leicht abfallende Sandflächen mit vereinzelten kleinen Korallenflächen. Auch hier betreibt man Muckdiving, wobei der Sand hier heller ist, als in Lembeh. Viele kleine und große Anglerfische mit bizarrem Aussehen, Stirnflosser und farbige Schaukelfische waren zu finden. Geistermuränen von schwarz über blau zu gelb wiegten sich in der Strömung (die Farbe ist abhängig vom Alter und Geschlecht der Tiere). Seepferdchen und Seegrasgeisterpfeifenfische schwebten über dem Sand. Am Tauchplatz Molas Wrack liegt ein japanischer Frachter aufrecht in einer Tiefe von 18-40 m auf dem Sand. Das betauchbare Wrack ist sehr schön bewachsen und es wimmelt dort nur von Leben. Ausgetaucht wird auch hier wieder über vereinzelten Korallenblöcken und Sand über denen Schwärme von Schnepfenmesserfischen stehen. Auf den verschiedenen Seesternen leben farblich angepasste Partnergarnelen und es tummeln sich die Jugendformen von verschiedenen Süsslippen in den Geweihkorallen.

Manado Tua
Westlich von Bunaken erhebt sich der 800 m hohe Vulkan. Beim Tauchplatz Pangulingan im Nordosten der Insel taucht man an einer sehr schön bewachsenen Steilwand. Es wimmelt hier nur so von Rifffischen. An der Riffkante patroulierten Napoleon-Lippfische, Makrelen und Fledermausfische. In Federsternen und Weichkorallen fanden wir farblich abgestimmte Spring- und Knallkrebse. Um unser Tauchboot tummelten sich Seeschlangen im Flachwasser.

Bunaken
Die Tauchplätze rund um Bunaken (Mandolin, Sachiko`s Point, Timur, Lekuan) sind für dieses Gebiet typisch.. Die Riffe fallen senkrecht ab und verlieren sich im Dunklen, dies ist auch einer der Hauptgründe, weshalb Taucher hierher kommen. Je nach Strömung wählt man eine Richtung und taucht oder fliegt an wunderschönen Steilwänden entlang. Hier fanden wir Mandarinfische, violette Schaukelfische, Pygmäenseepferdchen und natürlich Nacktschnecken und Strudelwürmer zum Abwinken. Muränen, die aus ihren Verstecken lugten, in Anemonen lebende Porzellankrabben, Langnasenbüschelbarsche in schwarzen Korallen und am Riff entlang schwimmende Schildkröten waren ebenfalls zu entdecken.

Fazit:
Man sollte nicht vergessen, dass man sich in einem Entwicklungsland befindet, in dem die Inseln noch ursprünglich sind, dennoch leistet das Bastianos einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz. Die Handtücher werden nur bei Bedarf gewechselt und es gibt Wasserspender im Hotel und auf den Tauchbooten.

An wenigen Orten der Welt bekommt man die Chance so vielfältig scheue und extravagante Tierchen zu sehen, deren Namen kaum jemand kennt. Und das scheint glaubhaft, wenn man die Artenvielfalt betrachtet, die man als Laie im Vorbeitauchen entdeckt. Das Selberfinden wird schnell zu einem Suchtfaktor, und dazu muss man extrem langsam über dem Meeresgrund schweben. Dabei sollte man tunlichst vermeiden sich irgendwo mit der bloßen Hand abzustützen. Im Sand vergraben oder in Korallen und Schwämmen versteckt können giftige Tiere lauern, die beißen, nesseln und stechen. Lembeh garantiert einmalige Tauchgänge für Makrofotografen, Bunaken für Tauchen an herrlich bunt bewachsenen Steilwänden mit Chancen auf Grossfischsichtungen.