von
Isabella Grimm

Teilnehmer
Grimm Sepp TL2 ( 1300 TG )
Grimm Isabella CMAS **** ( 450 TG )
Grimm Claudia CMAS * ( 100 TG )

Tauchen in der Verzasca / Maggia und im Lago Maggiore

Auf Grund von Berichten in renommierten Tauchzeitschriften in dem die Verzasca, ein im schweizerischen Tessin gelegener Gebirgsfluss, zu den besten und schönsten Flusstauchrevieren in Europa bzw. der Welt zählt, haben wir uns entschlossen unseren diesjährigen Kurzurlaub an Pfingsten in der Schweiz zu verbringen.

Nach längerer Internetsuche hatten wir einige Campingplätze in Tenero am nördlichen Ufer des Lago Maggiore ausfindig gemacht, dort wo die Verzasca in den See mündet. Die Anreise von 650 km am Freitag über München – Bregenz – Chur in der Schweiz und Locarno war durch den Pfingstreiseverkehr und mehreren Staus zu einer längeren Geduldsprobe von ca. 11 Stunden geworden.

Trotz empfohlener Vorreservierung fanden wir Samstags morgen auf dem Campingplatz „Tamaro“ sofort einen Stellplatz. Der Tag war mit Wohnwagen einparken, Vorzelt aufbauen, einkaufen und Schlafdefizit vom Vortag aufholen schnell vorbei. Nachdem wir unsere Neugier über die Tauchbedingungen im Lago Maggiore nicht mehr bremsen konnten, absolvierten wir tags darauf einen Tauchgang vom Campingplatz aus, wo wir bis in 30 m Tiefe schlechte Sicht und viel Schlamm vorfanden.

Der Lago Maggiore bedeckt eine 212,5 km2 große Fläche, von der 80,1 % auf Italien, die restlichen 19,9 % auf die Schweiz entfallen. Er reicht von der südlichen Alpenkette bis zum Rand der Poebene. Vor allem im Nordteil ist er von hohen Felswänden umgeben. Der Seespiegel liegt im Mittel bei 193 m ü. M. Der See ist 66 km lang und bis zu 10 km breit. Die größte Tiefe beträt 372 m, damit ist der Lago Maggiore der tiefste See der Schweiz.

Die im Internet zu findenden Adressen bzw. Füllstationen für Flaschen, sind nur örtliche Tauchclubs, die sporadisch besetzt sind. Tauchschulen oder Tauchgeschäfte, bei denen wir Informationen über Tauchplätze und Sehenswürdigkeiten hätten einholen können, haben wir nicht gefunden und gibt es laut ortsansässigen Tauchern auch nicht.

Die Adresse des im Internet beschriebenen Tauchclubs „Subacqueo del Gambarogno“ bei Alabardia fanden wir am linken Ufer des Sees. Ein zufällig anwesender deutschsprachiger Taucher konnte uns den dortigen Tauchplatz an Hand einer Schautafel erklären. In unterschiedlichen Tiefen waren mehrere Boote, vom Ruderboot bis zur 8 m langen Motorjacht, ein Hubschrauber, ein Lastwagen, ein Flugzeug sowie eine Plattform zu finden.

Nach kurzem Briefing gingen Claudia, Sepp und ich ins Wasser. Trotz schlechter Sicht von 2 -3 m fanden wir nach längerem Suchen die „Sehenswürdigkeiten“. Da die Temperatur 8 – 10 C° nicht überschritt, ist ein Trocki zu empfehlen. Auf Grund der schlechten Sichtverhältnisse haben wir es uns verkniffen einen weiteren Tauchgang im Lago durchzuführen. So machten wir uns auf die Suche, die Tauchplätze an der Verzasca zu finden.

Das Verzascatal erstreckt sich über eine Länge von 25 km in Süd-Nord-Richtung nördlich des Lago Maggiore. Der Talboden liegt auf 500 – 900 m ü. M. Die Berge, die das ganze Tal umrahmen, haben eine durchschnittliche Höhe von 2400 m. Das Tal wird vom Gebirgsfluss Verzasca durchflossen.

Über eine Serpentinenstraße erreicht man im Tal als erstes den imposanten Staudamm „Selvatica“, der den Stausee „Lago di Vogorno“ bildet. Die 220 m hohe Staumauer diente im James Bond Film „Golden Eye“ als Filmkulisse.

Auf dem weiteren Weg flussaufwärts trafen wir zufällig Taucher, die an der so genannten „Römerbrücke“ tauchen gingen und denen sich Sepp anschließen konnte. Die doppelbögige Römerbrücke stammt aus dem 17. Jahrhundert und liegt auf 336 m. Von ihr aus kann man die Taucher im klaren Wasser erkennen. Oberhalb und unterhalb der Brücke neben der Straße befinden sich kostenpflichtige Parkplätze, man wäre ja nicht in der Schweiz.

Nach einem beschwerlichen und schweißtreibenden Abstieg zu einem kleinen Wasserfall oberhalb der Brücke, ließen wir uns ins kühle Nass gleiten. Bei ca. 6 C° ist mindestens ein 7 mm Halbtrockenanzug zu empfehlen. Bedingt durch die Schneeschmelze im Frühjahr hatte die Verzasca eine Tiefe von etwa 7,5 Meter ( etwa einen Meter mehr als gewöhnlich )

und die Sichtweite betrug etwa 12 – 15 m. An schönen Gesteinsformationen und Zeichnungen der Granitfelsen ließen wir uns nach unten treiben, wobei wir auf ein paar Forellen trafen. Da in der Gumpe unterhalb der Brücke die Strömung kaum spürbar war, tauchten wir noch einmal flussaufwärts, wobei man die Brücke, auf dem Rücken tauchend, deutlich sehen konnte. Oberhalb der Römerbrücke nahm die Strömung stark zu und irgendwann kam man auch mit aller Kraft nicht weiter. Unser erster Tauchgang in der Verzasca war mit 21 Minuten eher kurz, deshalb gingen wir noch einmal den beschwerlichen Weg zum Wasserfall hoch. Lässt man sich nur treiben sind es ca. 5 Minuten.

Unser zweiter Tauchgang sollte am Tauchplatz „ Posse“ stattfinden. Dieser liegt unterhalb des Bergdorfes San Bartolomeo auf 490 m.

Am Restaurant „Posse“ befindet sich ein großer Parkplatz, man sollte um Parkerlaubnis bitten. Zum Tauchplatz muss man ca. 20 Meter auf der Strasse entlang. Dort wo die Leitplanken unterbrochen sind, beginnt der Weg hinab zur Verzasca. Den Weg sollte man vorher einmal abgehen um die Situation einzuschätzen. Dringende Empfehlung ist eine Sicherheitsleine, da unterhalb des Einstiegs bereits das Wildwasser beginnt. Man taucht gegen die Strömung flussaufwärts. Hier war durch den hohen Wasserstand die Strömung sehr stark, deshalb war uns für das kurze Vergnügen eines Tauchgangs das Risiko und der Aufwand zu hoch.

Von einheimischen Tauchern bekamen wir noch den Tipp, dass wir an der Maggia tauchen gehen sollten, denn dort seien die Sichtverhältnisse noch besser als an der Verzasca.

Der Fluss Maggia durchzieht das 58 km lange Vallemaggia und mündet in einem Delta in den Lago Maggiore. Der Fluss ist nur an einigen Stellen von steilen Felsen eingeengt und fließt größtenteils in einem teilweise trockenen Kiesbett dahin.

Bei der etwas länger dauernden Suche stießen wir zufällig auf einen kleinen Campingplatz „Piccolo Paradiso“ am Fluss. Der dortige Inhaber konnte uns über 2 Tauchplätze interessante Informationen geben.

Nach ca. 20 km Fahrt ins Maggiatal kamen wir zu dem Tauchplatz „Puz Bèl“.

Vor dem Tauchgang haben wir die dortigen Verhältnisse, Abstieg, Einstieg ins Wasser und Strömung überprüft. Für den beschwerlichen Abstieg bzw. Aufstieg über den steilen Abhang entschädigte uns der herrliche Tauchgang. Gegen die kaum herrschende Strömung tauchten wir denn Fluss hinauf. Die Sichtverhältnisse waren besser als in der Verzasca und mit 11 Metern war die Maggia an dieser Stelle deutlich tiefer. Die hohen Granitfelsen waren schön gezeichnet. Wir tauchten an großen Felsen mitten im Flussbett vorbei, wo wir an markanten Stellen einen Stein auf den anderen setzten und so ein Steinmännchen formten. Taucher tun es den Wanderern oben in den Bergen gleich, sie dienen als Wegmarkierungen bei schlechter Sicht. Nach 40 Minuten im 10 Grad kalten Wasser ließen wir uns tiefgekühlt wieder an die Einstiegsstelle zurücktreiben.

Zum zweiten Tauchgang fuhren wir zurück nach Pontebrolla am Eingang des Maggiatals. Die dortige Besonderheit ist ein Wasserfall, der sich in die Granitschlucht unterhalb einer Fußgängerbrücke ergießt.

Bei niedrigem Wasserstand stürzt das Wasser aus ca. 4 Metern Höhe in einen Topf von gut 5 Meter Durchmesser und 4 Meter Tiefe, bevor es durch die Schlucht zu einem kleinen See gelangt. Die Gefahr ist durch die Kraft des Wassers an die Felsen gedrückt zu werden und trotz Warnungen kam es immer wieder zu Todesfällen. Auf Grund der schlechten Wetterverhältnisse konnten wir dort leider keinen Tauchgang mehr absolvieren.

Unser Resümee
Es lässt sich sagen, dass sich die Tauchplätze an der Verzasca und Maggia auszeichnen durch meist klares und sehr kaltes Wasser. Sie sind weder besonders tief noch besonders ausgedehnt, bestechen aber durch ihr einzigartiges Ambiente. Das Tauchen in Gebirgsflüssen ist in jedem Fall mit einigen Risiken verbunden, gerade wenn man nicht über Ortskenntnis verfügt. Wichtig dabei ist, man muss Gefahren erkennen um sicher zu tauchen. Im Hochsommer bis Oktober ist das Tauchen gefahrloser möglich. Es herrscht mehr Tauchbetrieb und die Tauchplätze sind meist gesichert und markiert.

Unserer Ansicht nach sind die Berichte in namhaften Tauchzeitschriften bezüglich des Tauchens in der Verzasca etwas überzogen und entsprechen nicht immer der Realität.