von
Josef Grimm – Manuel Holler
Reisezeit
16.1.2006 – 23.11.2006
Teilnehmer
Manuel Holler, Josef Grimm
Ort
Brother Islands – Elphinstone Reef (Tauchsafari)
Buchung und Anreise
Gebucht haben wir bei „WIRO DIVE – Exklusive Tauchreisen“. Der Inhaber Robert Wilpernig – auch professioneller Unterwasserfotograf – ist der Gründer des „1st Divers Heaven Club“. Er veranstaltet seit 1995 jährlich Clubtouren, die von der Divers Heaven Fleet – einer der besten Safaribootflotten im Roten Meer – preislich reduziert angeboten werden.
Der Hinflug ging am 16.11.2006 um 6.00 Uhr von München über Hurghada nach Marsa Alam. Der Rückflug ohne Zwischenstopp am 23.11.2006 um 13.30 von Marsa Alam zurück nach München. Die Fluggesellschaft HapagFly ist aus unserer Sicht nicht empfehlenswert, da es Probleme/Unannehmlichkeiten, z.B. bei der Gepäckabgabe und -rückgabe sowie auch bei der Verköstigung und des Flugkomforts gab.
Nach der Ankunft im Flughafen Marsa Alam wurden wir von einem Mitarbeiter der Heaven Fleet zum Coral Beach Diving Resort im nahegelegenen Hafen Port Ghalib gebracht, wo wir den Nachmittag verbrachten, bis unser Schiff bezugsfertig war. Dieser wurde erst in den letzten 10 Jahren aus dem Boden gestampft und ist heute eine riesige Baustelle. In Zukunft soll er das neue „El Gouna“ im Süden und der zentrale Ausgangspunkt für Tauchkreuzfahrten in die Marineparks des Roten Meeres sein. Doch schon heute liegen dort 20 und mehr zum großen Teil luxuriöse Safariboote.
Um 18 Uhr abends – nach dem obligatorischen Kauf einer Wasserpfeife – wurden wir mit Zodiacs auf unser Schiff gebracht, wo gleich das Gepäck verstaut und die Tauchausrüstung zusammengebaut wurde. Im Anschluss gab es Abendessen und einen Vortrag über alle wichtigen Dinge unter sowie auch über Wasser.
Unser Diveguide war Elke Bojanowski, eine Meeresbiologin, die derzeit eine Studie über die Population der Weißspitzen-Hochseehaie („Carcharhinus Longimanus“) im südlichen Roten Meer betreibt, zusätzlich gab es noch einen ägyptischen Guide. Die Nacht verbrachten wir noch im Hafen und nach der lästigen Kontrolle der Hafenmeisterei liefen wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück zum ersten Tauchgang der Safari aus.
Safariboot
Unser Safariboot war die „Heaven Freedom“, ein Schiff der „Divers Heaven Fleet“.
Die Eckdaten wie -Länge: 31 m, Breite: 7,80 m – Leistung: 1200 PS sprechen für sich.
Der Werbespruch der Divers Heaven Fleet „Service is our Success“ wird vollkommen erfüllt. Sei es vom Bademantel und dem Glas Saft nach dem Early-Morning-Dive bis zur fürstlichen Bewirtung beim Abendessen, dem Gast werden alle Wünsche von den Augen abgelesen.
Besonderes Lob verdient an dieser Stelle auch das Essen. Die vier täglichen Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Abendessen) wurden in bis zu vier Gängen serviert und schufen den Eindruck, dass man gar nicht in Ägypten ist. Absolut tauglich auch für Vegetarier. Als Highlight ist hier natürlich das orientalische Dinner am letzten Abend im Hafen anzumerken. Wasser, Saft, Tee und Kaffee waren im Reisepreis enthalten, Softdrinks und alkoholische Getränke gegen eine kleine Gebühr erhältlich.
Tauchgebiet Marsa Shuna
Die Bucht (arabisch: „marsa“), liegt nur ein paar Bootsminuten südlich des Hafens Port Ghalib und war der Platz, an dem der Check-Dive stattfand. Die hauptsächlich mit Hartkorallen bedeckten Außenseiten fallen mehr oder weniger steil bis zum Sandgrund der Bucht ab. Die Bucht selbst ist großflächig mit Seegras bewachsen. Nach kurzer Einbleiung wurde der Tauchgang als „normaler“ Tauchgang weitergeführt.
Getaucht wurde selbstständig in Gruppen von zwei bis vier Tauchern, wer ein entsprechendes Brevet hat, kann kostenlos mit Nitrox 32 tauchen. Die Tauchtiefe war auf 40 Meter, die Zeit auf 70 Minuten begrenzt. Normalerweise werden am Tag drei Tauchgänge durchgeführt.
Außer der üblichen küstennahen Flora und Fauna wurden bis auf eine im Riff schlafende Schildkröte keine besonderen Sichtungen verzeichnet.
Shaab Torombi
Shaab Torombi befindet sich ca. eine halbe Bootstunde nördlich von Port Ghalib und ist ebenfalls ein Tauchplatz an dem der Küste vorgelagertem Saumriff. Zusätzlich gibt es hier auf dem maximal 20 m tiefen Sandgrund noch ein paar Korallenblöcke und –türme (arabisch: „ergs“). Von manchen Tauchern wurde hier kurzzeitig ein Adlerrochen gesichtet, allerdings aufgrund von starkem Wellengang – kombiniert mit flachem Sandgrund – war die Sichtweite für Rot-Meer-Verhältnisse eher bescheiden. Dieser Tauchplatz war nur ein Lückenfüller, um ein windarmes Zeitfenster am Nachmittag für die Überfahrt zu den Brothers abzuwarten.
Brother Islands (El Akhawein)
Die Brother Islands sind zwei kleine Inseln sechs Bootsstunden östlich von El Quseir. Sie erheben sich als Felsnadeln aus über 1000 m Wassertiefe und sind so einzigartige Anziehungspunkte für die komplette Tier- und Pflanzenwelt des Roten Meeres inklusive ihrer Großfische. Beide Inseln sind von einem steilen Saumriff umgeben, das zunächst senkrecht bis auf ein Plateau in 60 bis 80 m Tiefe, anschließend in größere Tiefe abfällt. Die exponierte Lage ist aber auch für fast immer vorhandenen Wind, Wellen und Strömung verantwortlich.
Little Brother
Die kleinere der beiden Inseln (Länge ca. 200m) ist unbewohnt und weist im Norden auf ca. 40 m ein Plateau auf, auf dem sich eine Putzerstation für graue Riffhaie befindet. Die Süd-, West- und Ost-Seiten fallen ohne Plateaus ins Blaue ab. Die Steilwände sind üppig mit riesigen Gorgonienfächern und Weichkorallen in allen Farben bewachsen, die hier wegen der immer vorhandenen Strömung größer und schöner sind als anderswo. Die Safariboote machen entsprechend der im Roten Meer meist vorherrschenden Nord-Süd-Strömung im Süden der Insel fest. Die Tauchgänge finden entweder mit dem Zodiac statt, das die Taucher an der Nordspitze absetzt, von wo ein Drift-Tauchgang zurück zum Boot erfolgt. Die andere Version – ein klassischer Riff-Tauchgang von der Tauchplattform aus – ist nur bei wenig oder keine Strömung möglich. Bei jedem Tauchgang – vor allem aber bei Early-Morning-Dives – wurden Haie gesichtet: Graue Riffhaie, Fuchshaie und Weißspitzen-Hochseehaie. Sie waren stets präsent, man musste sie nicht irgendwo an entlegenen Ecken des Riffs suchen, meistens patrouillierten direkt sie unter den Safaribooten. Um den neugierigen Weißspitzenhochseehai – meistens nur Longi genannt – zu beobachten, wurden ganze Tauchgänge im Fünfmeter-Bereich im Freiwasser durchgeführt. Aus gegebenem Anlass referierte Elke Bojanowski über die verschiedenen Haiarten des Roten Meeres – natürlich unter besonderer Einbeziehung ihres Forschungsprojektes „Longimanus“. Neben dem üblichen Kleinzeug wurden noch Napoleons und Gelbflossenthunfische gesehen.
Big Brother
Wahrzeichen der ca. 400 m langen Insel ist der 36 m hohe Leuchtturm, der von ägyptischen Soldaten, die vierteljährlich ausgewechselt werden, betrieben wird. Der Leuchtturm kann besichtigt werden, mit den Wärtern kann man Tee trinken und Shisha rauchen. Auch kleine Souvenirs wie T-Shirts gibt es zu kaufen. Der große Bruder ist ähnlich wie der kleine aufgebaut, jedoch befindet sich das Plateau im Süden und es gibt zwei Wracks: Die „Numidia“ – ein 1901 gesunkenes 150m langes Dampffrachtschiff – an der Nordspitze zwischen 10 und 80 m und die „Aida“ – ein 1957 gesunkenes 82m langes Dampfschiff – an der Nord-West-Seite zwischen 30 und 65 m. Die Ausbeute an Haien war etwas geringer, nur beim Early-Morning-Dive wurden am Südplateau Fuchshaie gesehen. Dafür gab es viele zutrauliche Schildkröten und Napoleons zu sehen, von den im Überfluss vorhandenen Weich- und Schwarzen Korallen ganz zu schweigen.
Eigentlich sollte noch das noch das Daedalus Reef (Abu Kizan) angefahren werden, aber wegen der 10 Stunden Fahrzeit aufgrund starken Wellengangs und nur drei Tauchgängen dort, wurde entschieden, noch einen Tag länger an den Brothers zu bleiben.
Elphinstone Reef (Abu Hamra / Shaab Shagra)
Das in Nord-Süd-Richtung lang gezogene Riff erhebt sich wie ein Kamelbuckel aus der Tiefe und hat im Norden und Süden ab 30 m ein Plateau. Die Ost- und Westseiten fallen steil ab. Im Südplateau gibt es in knapp 60 m Tiefe einen Torbogen, in dem ein auffallend glatter, quaderförmiger Korallenblock an einen Sarkophag eines ägyptischen Pharaos erinnert. In letzter Zeit wurde Elphinstone dadurch bekannt, dass sich um das Riff ständig von den Safaribooten angefütterte Longimani aufhalten. Entsprechend viele Safariboote (18!) und Schlauchboote von der Küste mit massig Tauchern mit zum Teil miserablem Umweltverhalten waren gleichzeitig im Wasser. Beim Early-Morning-Dive hatten wir am Nordplateau einen Weißspitzen-Riffhai, andere Taucher von unserem Boot sogar einen Hammerhai. Bei den zwei folgenden Tauchgängen hatten wir wieder Longimani und zutrauliche Napoleons. Durch Zufall haben wir am Boot gegenüber den uns persönlich bekannten, weltbekannten schweizer Haiforscher Erich Ritter getroffen, der schon ein paar Wochen mit seinen Haiseminaren durch Ägypten tourt.
Marsa Abu Dabbab
Marsa Abu Dabbab ist ebenfalls eine mit Seegras bedeckte Bucht im Saumriff. Nach einem Nachttauchgang mit Makro-Highlights wie Garnelen, Krabben und einer schimmernden Sepia machte der zweite Name der Bucht „Dugong Beach“ am nächsten Tag seinem Name alle Ehre. Neben zwei Karett-, drei riesigen Grünen Schildkröten und diversen Gitarrenrochen zeigte sich die hier ansässige, fast 3 m große Gabelschwanzseekuh, auch Dugong genannt. Sie lässt sich beim Fressen von Seegras bzw. vielmehr beim Wühlen im Sand und beim Luftholen an der Wasseroberfläche beobachten, bevor sie mit für ihre runden Kurven erstaunlich hohe Geschwindigkeit das Weite sucht.
Marsa Mubarak
Eine Bucht in unmittelbarer Nähe zu Port Ghalib, in der der entspannte Abschlusstauchgang der Safari stattfand. Hier verbargen sich in den Hartkorallen (Oktopus, Drachenkopf) bzw. im Seegras (Schnepfenmesserfische) seltene Kleinigkeiten und aufgrund des flachen Profils kombiniert mit intensiver Kleintiersuche war dieser Tauchgang mit fast 100 Minuten auch der längste der ganzen Safari.
Der Reisepreis betrug 1175 Euro für eine Woche Unterkunft, Tauchen und Vollpension inklusive Flug und aller Transfers. Vor Ort waren noch das Visum (15 Euro), die Marineparkgebühren (100 Euro), die Getränke und das Trinkgeld für die wirklich hilfsbereite Crew zu bezahlen.
Fazit
Die Brother Islands sind definitiv einer der besten Tauchspots der Welt und ein Klassiker, der in keinem Logbuch fehlen sollte. Und wenn sie dann noch mit einem Schiff wie der Heaven Freedom angefahren werden, dann umso besser! Allerdings ist auch auf den Brothers (10 Boote) und vor allem am Elphinstone (18 Boote) immer mehr los, ganz alleine wie vor 10 Jahren ist man auch an den abgelegenen Riffen und Inseln Ägyptens schon lange nicht mehr.
Trotzdem: SEHR EMPFEHLENSWERT
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