Uwe Scherner, VIT Umweltreferent und Sachabteilungsleiter Biologie organisiert regelmäßig am Fridolfinger Weiher ein Zwei-Tage-Süsswasserbiologie Seminar mit Expeditionstauchgängen.

Am 20.10. kam der Diplombiologe in unser Vereinsheim um für 15 Woidtaucher den Süßwasserbiologie Kurs in verkürzter Form zu halten. Am Vormittag fand der kurzweilige Theorieteil statt. Das erste Thema war Natur- und Umweltschutz als Grundlage für die Zukunft des Tauchsports. Uwe’s Ziel ist, die Teilnehmer für die Natur zu begeistern, denn er ist überzeugt: „was man liebt, das schützt man“. Hier wurde der Klimawandel mit seinen Folgen für Meere und Süßwasser, das Artensterben, Korallenbleiche und die Erwärmung von Erde und Meeren angesprochen. Dabei hat er nicht nur die Gründe dafür genannt, wie vermehrter CO2-Ausstoß, exponentieller Anstieg der Bevölkerung und Probleme mit Mikroplastik und Plastikmüll, sondern auch Lösungsvorschläge erklärt. Jeder einzelne ist gefordert zu Handeln und bewusster zu leben. Plastikmüll vermeiden, Fleischkonsum reduzieren, regional Einkaufen und Flugreisen meiden/reduzieren, um nur einige Punkte zu nennen. Uwe wollte uns die Fernreisen nicht ausreden, aber wenn, dann bitte einmal lange Urlaub machen statt viele Male nur für eine Woche um den halben Globus fliegen. Auf jeden Fall den CO2 Ausstoß der Flugreise kompensieren (siehe: www.atmosfair.de oder www.myclimate.org).

Weiter ging es mit der Biodiversität im Süßwasser. Uwe erklärte verschiedene Modelle wie Nahrungsketten, Nahrungsnetze und Nahrungspyramiden. Zum Beispiel sind 1000 kg Algen nötig um 100 kg tierisches Plankton wie Kleinkrebse zu ernähren. Die ernähren 10 kg Friedfische, welche wiederum 1 kg Raubfische ernähren. Solche Zusammenhänge kann man sich z.B. bei der Algenbekämpfung zu Nutze machen. Man sorgt dafür, dass sich das tierische Plankton (Kleinkrebse) vermehrt, indem man deren Fressfeinde (Friedfische) durch Raubfischbesatz verringert. Die jetzt massenhaft auftretenden Kleinkrebse fressen dann die Algen weg.

Als nächstes erklärte Uwe uns die Einteilung der Tiere nach Stamm, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung und Art, was wir später für die Bestimmung der Lebewesen unter dem Mikroskop und der Stereolupe brauchen würden. Er verschaffte uns einen Überblick über das Tierreich unserer Flüsse und Seen und nannte uns die wichtigsten Vertreter. Nicht nur Fische und Muscheln wurden besprochen, sondern auch beim Tauchen im Süßwasser seltener anzutreffende Tiere wie Schwämme, Schnecken und Quallen. Zur Veranschaulichung präsentierte uns Uwe Fotos von seinen Tauchgängen.
Mittags sorgten Sepp und Isabella für unser leibliches Wohl mit Pizza, Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Schließlich darf eine Pause bei so viel Hirnleistung nicht fehlen!

Am Nachmittag hatten wir die Gelegenheit aus frischen Bachproben mit Pipetten kleine Lebewesen zu fangen und in Schalen unter dem Binokular anzusehen. Mit Fachliteratur ausgestattet bestimmten wir Bachflohkrebse, Köcherfliegenlarven, Wassermilben, Egel und Ringelwürmer.

Uwe hatte auch fixierte Wasserproben mit Plankton zur Untersuchung unterm Mikroskop dabei. Hier wurde es schon ein bisschen fitzeliger. Sand, Schlammteilchen und Lufteinschlüsse lenkten ab, aber bei genauerem Suchen konnten wir Kieselalgen, Blaualgen, Rädertierchen und den ein oder andere Wasserfloh finden und sogar bestimmen. Um uns zu genauerem Hinsehen zu motivieren hatten wir die Aufgabe, die entdeckten Tierchen zu zeichnen. Obwohl diese Aufgabe erst leise gemurmeltes Genörgel auslöste entpuppten sich viele Teilnehmer als wahre Künstler, die durchaus gut erkennbare Skizzen zu Papier brachten und sogar Spaß dran hatten.

Zum Abschluss überzeugte uns Uwe wieder mit eigenen Fotos von seinen Süßwassertauchgängen, dass es auch bei uns unter Wasser viel zu sehen gibt, von farbenprächtigen Bakterien über wunderschöne Wasserpflanzen, Gebilde aus Krötenlaichschnüren bis hin zu meterlangen Wallern.

Insgesamt war der Seminartag so informativ und lehrreich, dass man Lust bekam am 2-Tages-Seminar teilzunehmen um mit Fanggerät und Sammelbehälter in den Fridolfinger Weiher abzutauchen um selbst rauszufinden, was sich eigentlich alles in unseren Süßwassertauchgebieten tummelt, wenn man nur genau hinsieht.