Tauchen mit Mantas – Hautnahe Begegnungen mit den Komodo-Waranen

Eine Gruppe der Woidtaucher begab sich beim diesjährigen Frühjahrsausflug auf die relativ unbekannte Insel Flores. Tauchen im kaum besiedelten Ostteil der Insel sowie die Besteigung von Vulkanen stand auf dem Programm. In der zweiten Woche begab man sich dann zum Komodo-Nationalpark, einem der besten Tauchgebiete weltweit und Heimat der legendären Komodo-Warane.

Die indonesische Insel Flores gehört zu den Kleinen Sundainseln und liegt etwa 600 km östlich von Bali und rund 12000 km von uns entfernt, mitten im sogenannten „Korallendreieck“ mit der größten Biodiversität weltweit. Obwohl Indonesien das Land mit den meisten Muslimen weltweit ist, sind auf Flores über 90 Prozent der knapp zwei Millionen Einwohner aufgrund der portugiesischen Missionierung im 16. Jahrhundert Christen, die meisten davon Katholiken. Einen nennenswerten Tourismus gibt es nur im Westen rund um Labuan Bajo und dem angrenzenden Komodo-Nationalpark. Zuerst ging es für uns aber in den Osten der Insel.

Das Sea World Club Resort mit angeschlossener Tauchbasis in Maumere haben die Woidtaucher aus einem ganz besonderen Grund ausgesucht: Pater Heinrich ist bereits im Jahr 1959 (!) als deutscher Missionar auf die Insel Flores gekommen. Neben seiner Missionarstätigkeit hat er über die Jahre in Maumere, der Hauptstadt von Flores, ein Waisenhaus aufgebaut. Durch eine Insolvenz wurde er auch noch Besitzer eines Strandhotels, dessen Gewinn seiner Missionarstätigkeit und dem Waisenhaus zu Gute kommt. Faszinierend sind seine abendlichen Sitzungen mit den Gästen, bei denen der fast 89-Jährige Geschichten aus den vergangenen 60 Jahren über Flores erzählt. Anschließend wird das Abendessen direkt am Strand zu den Klängen einer einheimischen Band eingenommen.

Mit traditionellen Fischerbooten erfolgte an den ersten Tagen die Ausfahrt zu den Tauchplätzen Fishsoup und Channel vor der Insel Besar. Man taucht an riesigen Gorgonien vorbei, die dort die Steilhänge säumen, wo sich Haie, Rochen und gewaltige Stachelmakrelen sammeln bis der Tauchgang in einem wunderschönen Korallengarten endet. Beim Auftauchen schaut man sich gegenseitig an – ungläubig, was man da gerade gesehen hat – und kann es nicht erwarten, hier wieder zu tauchen.

Beim Tauchplatz „The Crack“ vor der kleinen, jetzt unbewohnten Insel Babi gibt es sehr interessante Felsformationen. Der über einen Meter breite Riss durch das Gestein, der einen Canyon geformt hat, stammt von einem Erdbeben. Dieses löste 1992 einen Tsunami mit bis zu 25 Meter hohen Wellen aus, der alle Bauten auf Babi zerstörte und alleine dort über 800 Todesopfer forderte. Die Insel war daraufhin unbewohnbar und alle Überlebenden wurden umgesiedelt.

Zum etwa 40 Kilometer in der offenen Floressee liegenden Pasi Sari Atoll gelangten wir mit einem großen Speedboot. Starke Strömungen sorgen dort für einen unglaublichen Fisch- und Fischartenreichtum mit zahlreichen Großfischen und Dutzenden Haibegegnungen. Und auch die Korallenwelt überrascht immer wieder mit noch nie gesehenen Formationen. Der dritte Tauchgang dieses Tages brachte uns zur noch unberührt wirkenden „Robinson-Crusoe-Insel“ Pamana Kecil. Das absolut klare türkisfarbene Wasser sorgt dort für extreme Sichtweiten und unglaublich klares Bildmaterial.

Neben dem Tauchen standen auch Ausflüge zu Vulkanen auf dem Programm. Der bekannteste Vulkan auf Flores ist der 1639 m hohe Gunung Kelimutu. Obwohl der Vulkan nur knapp 100 Kilometer von Maumere entfernt ist, brauchten wir auf der sich durch teils naturbelassene Dschungellandschaften windenden Straße über vier Stunden. Die Kelimutu-Kraterseen sind ein Wahrzeichen von Flores und weltweit einmalig. Die drei nur durch hohe Wände getrennten Kraterseen haben unterschiedliche Farben, die sie in unregelmäßigen Abständen wechseln. Was zu dem Farbwechsel führt, ist noch nicht genau geklärt, offenbar ändert sich phasenweise die Mineralienabgabe der Kraterböden: Ein faszinierender Anblick und Ausblick in der schroffen Gipfelregion des Vulkans.

Ein Teil der Gruppe bestieg auch den noch aktiven Vulkan Gunung Egon. Im Jahre 2008 ist der 1703 Meter hohe Vulkan zum letzten Mal ausgebrochen. Eine Besteigung ist nur nach Rücksprache mit dem angeschlossenen seismologischen Institut möglich. Ein Guide wird dringend empfohlen. Äußerst schweißtreibend und nicht ungefährlich war der fast dreistündige steile Aufstieg bei fast 35 Grad auf Meereshöhe bis hinauf zum Gipfel. Es gibt nur Geröll und keine Wege. Oben angekommen wurde man jedoch mit herrlichen Aussichten sowohl in den Krater als auch über den Dschungel bis hin zum Meer belohnt.

Nach einer Woche folgte dann der Weiterflug nach Labuan Bajo mit anschließendem Bootstransfer zu der Tauchbasis Scuba Junkie direkt im Komodo-Nationalpark. Die perfekt geführte Tauchbasis liegt idyllisch und abgelegen direkt am Rand des Nationalparks und ist nur per Boot erreichbar. Der Nationalpark erstreckt sich auf der Ostseite der Insel Flores über eine Meeresfläche von 1817 Quadratkilometern. In den Gewässern rund um die Inseln leben zahllose Fisch-, Korallen-, Schwamm- und 17 Walarten. Neben teils sehr starken Strömungen beeindrucken dort die unzähligen Manta- und Haibegegnungen. Jeder einzelne Tauchgang bietet hier etwas Besonderes.

Am Tauchplatz The Couldron kann man beispielsweise versuchen, nach dem Durchqueren einer Engstelle, sich bei äußerst starker Strömung an einem Kraterrand mit dem Riffhaken zu befestigen. Nur so kann man an dieser Stelle die überreiche Fischwelt betrachten, ein Festhalten wäre aufgrund der starken Strömung nicht möglich.

Die Tauchplätze Castle Rock und Crystal Rock sind geprägt von starken Strömungen, die den möglichen Tauchbereich begrenzen. So schwimmt man durch teils gigantische Fischschwärme und fühlt sich wie in einer Fischsuppe. Ein wahres Unterwasserparadies.

Beim Tauchplatz Manta Point sind starke Strömungen und zahllose Mantas bei jedem Tauchgang garantiert. Immer wieder ist man fasziniert, wenn man diese majestätischen Tiere an ihren Putzerstationen teils Minuten lang beobachten kann.

Nach unseren Tauchtagen im Gebiet um Maumere hatten wir uns gefragt, was eigentlich taucherisch noch Besseres kommen könnte. Das Tauchen im Komodo-Nationalpark hat aber dann für uns Woidtaucher alle bisherigen Taucherfahrungen übertroffen. Durch das Überangebot an Nahrung aufgrund der Strömungsverhältnisse durch die Engstelle zwischen Pazifischem und Indischem Ozean werden viele Fischarten hier größer als anderswo.

Vor dem Heimflug stand noch das letzte Highlight auf dem Programm: Ein Tagesausflug zur Insel Rinca. Ausschließlich auf den drei Inseln Komodo, Rinca und Padar leben noch die etwa 2000 letzten Exemplare des Komodo-Warans, der mit bis zu drei Metern Länge größten Echsenart der Welt. Auf einer Wanderung über die Insel diese letzten Relikte aus der Saurierzeit in freier Wildbahn hautnah erleben zu können, ist furchteinflößend und absolut faszinierend zugleich. Wanderungen zur Beobachtung der Komodo-Warane dürfen nur in Begleitung von örtlichen Führern der Naturschutzbehörde durchgeführt werden. Die Guides haben zu Ihrem Schutz und den der Gäste nur einen langen, vorne gabelförmigen Holzstock zur Abwehr der Tiere. Auf die Nachfrage, was man denn tun solle, wenn mehr als ein Waran angreife, gab unser Guide die lapidare Antwort: „Then you have to run!“

Zum Abschluss waren sich alle einig, dass das Tauchen im Korallendreieck rund um Flores die bisher intensivsten und nachhaltigsten Taucherlebnisse brachte. Die Unterwasserwelt mit unzähligen Hart- und Weichkorallenarten bietet eine fast schon kitschig wirkende Farbenpracht. Außerdem ließen nicht nur die vielen Großfische, sondern auch der gewaltige Fischreichtum an sich sowie die starken Unterwasserströmungen die Taucherlebnisse einzigartig werden. Zudem waren die unberührten Dschungellandschaften, die Begegnung mit den „letzten Drachen der Erde“ und die Besteigung von noch aktiven Vulkanen unvergessliche Erlebnisse.