Am ersten Wochenende des Wonnemonat Mai findet heuer das Süßwasser-Biologie-Seminar, geleitet von Biologe bzw. Limnologe Uwe Scherner, am Fridolfinger Weiher statt.
Unter dem Motto: „Wie können wir Taucher die Weltretten“ und den unterschiedlichsten Vorstellungen zu Flora und Fauna eines Weihers macht sich eine Gruppe von sieben Woidtauchern aus Zwiesel und Umgebung auf den Weg, um diesem und dem See auf den Grund zu gehen. Bereits am Freitag Abend reisen einige der Seminarteilnehmer mit Wohnwagen, Wohnmobil und Bus an, das Übernachten ist auf dem an den See angrenzenden Parkplatz für naturverbundene Taucher, die im Rahmen der Umweltausbildung vorOrt sind, erlaubt. Am nächsten Morgen ist offizieller Start des Bioseminars 8.30h, und die restlichen Taucher tauchen auf. Doch welch Wonne ohne Sonne? Neben dem Vermitteln von theoretischem Fachwissen stehen auch 2 Tauchgänge auf dem Wochenend-Programm. Bei prognostizierten 6°C, Samstag Regen und Sonntag Schneefall, freut man sich über die Ankunft in der warmen Wasserwacht-Hütte und über den heißen Kaffee von Gitti, der Frau von Uwe Scherner, die für die Vollverpflegung der Gruppe über das Wochenende zuständig sein wird.
Unterstützt wird sie dabei von Simone, die sogar Ihren Geburtstag am Sonntag gerne im Rahmen des Seminars und dessen Teilnehmer feiern möchte. Sie wird uns später noch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Doch für Warmwasser-Taucher stellt sich schon die Frage, wie das Tauchen bei diesen Außentemperaturen im halbnassen Taucheranzug sein wird?
Woidtaucher-Urgestein Sepp Grimm, der selbstverständlich mit von der Partie ist, lässt es sich nicht nehmen, ähnlich wie bei einem Briefing, von den Gegebenheiten und schockfrostenden 4°C Wassertemperatur zu erzählen. Doch nicht allzu lang lässt er anwesende Kursteilnehmer daran zweifeln, ob die Anmeldung wirklich eine gute Idee war: Der Fridolfinger Weiher hat auch bei diesen widrigen Außenbedingungen eineWassertemperatur von 17°C.
Der Fridolfinger Weiher und dessen Biodiversität
Der Fridolfinger Weiher erfreut das Auge des Besuchers mit türkisblauem Wasser. Der Weiher ist ein kleiner Baggersee in der Nähe des Waginger Sees im Landkreis Traunstein. Naheliegend wäre die Speisung durch die unweit fließende Salzach, doch der Fridolfinger ist ein stehendes Gewässer, er wird einzig und allein durch Grundwasser gespeist. Im Zuge der Erschließung der B20 diente der See als Kiesgrube und schuf die Grundlage für das heute sehr beliebte Naherholungsgebiet. Auch heute noch wird am südlichen Ufer Kies abgebaut, der Weiher wächst also weiterhin stetig weiter.
Derzeit misst der See eine Länge von 500m und eine Breite von 180 Meter, seine Fläche beträgt 5 ha. Die Wasserqualität des nur 4,5 Meter tiefen Sees ist ausgezeichnet. Keine Selbstverständlichkeit bei einem so kleinen und warmen Gewässer, denn schnell droht ein Gleichgewicht, gerade eines non einem funktionierendem Ökosystem wie dem Fridolfinger Weiher ins Schwanken zu geraten. Doch was hat der Taucher in einer Kiesgrube aus den 80er Jahren , die ursprünglich dem Straßenbau diente, zu erwarten? Der eine mag an „Nichts“ denken, der andere vielleicht an einen leckeren Fisch, eventuell einen Zander, den er am Liebsten zum Mittagessen geniessen würde? Doch was birgt ein Gewässer wie der Fridolfinger Weiher an Biodiversität in sich?
Tierreich und Pflanzenwelt am Fridolfinger See
Das zweitägige Bioseminar von Uwe Scherner lädt inhaltlich ein, Tierreich und Pflanzenwelt des Fridolfinger Sees, aber auch gleichzeitig die Welt und Umwelt eines jeden Gewässers, genau zu betrachten und mit völlig anderen Augen zu sehen.
Thema am Samstag: „Wie können wir Taucher die Welt retten“ sowie das Tierreich im vor uns liegenden Weiher. Uwe Scherner erklärt anschaulich Kreisläufe in der Natur und im See und schärft die Sinne für die Kleinen, vielleicht nicht sofort sichtbaren Lebewesen, die uns im Wasser umgeben. Die 13 Mann und Frau starke Truppe wird in mehrere Gruppen unterteilt. Auf dem Programm steht das Tiere sammeln im See, das Auswerten der gesammelten Proben mittels Binokular und Mikroskop, das Erstellen einer Artenliste, und das Malen von einem Unterwasser-
Tier. Nach dem Ausstellen in Aluschüssel mit Namensschild werden unsere kleinen, plötzlich nicht mehr ganz so unsichtbaren, unscheinbaren und namenlosen Freunde mittels Bücher und Bestimmungsschlüssel zu einem namhaften Mitlebewesen auf diesem Planeten. Spätestens hier klärt sich die Frage: „Wie passt der Zander unter das Mikroskop?“ Antwort: „Thema verfehlt.“ Was wir als Seminarteilnehmer entdecken dürfen ist wirklich erstaunlich. Das Tierreich am Fridolfinger Weiher ist reich an Tieren. Zuvor per Foto uns vorgestellt, vermag die Köcherfliegenlarve sich ihr Haus aus Materialien wie Ästen und Steinen suchen und bauen. Wir dürfen Sie nun unter dem Mikroskop in ihrer häuslichen Umgebung betrachten, viel zu klein für das nichtvergrößernde Auge. Bist Du Käfer oder Larve?
Beeindruckende Facettenaugen schauen uns durch das Mikroskop an. Simone blättert mit uns in Büchern, geht nach gewissen Auschlusskriterien vor. Hast Du Beine oder keine? Welche Augen hast Du? Bist Du dick oder dünn? Welche Zeichnung trägst Du auf Deinem Körper? Laut der Bestimmung durch das Buch handelt es sich hier wohl um einen Schwimmkäfer. Du hast echt schöne Augen, du Schwimmkäfer. Der Fridolfinger Weiher birgt eine Vielzahl von Tierarten, an Pflanzen finden sich saisonabhängig bis zu 20 verschiedene Arten.
Am Sonntag widmen wir uns ganz der Pflanzenwelt. Neben dem naturverträglichen Tauchen erläutert Uwe die Zusammenhänge im See, den Stoff- und Energiehaushalt, sowie das es auch in einem kleinen See anhand eines Foto-Dokumentation viel an Pflanzenwelt zu entdecken gibt. Man merkt, Uwe Scherner brennt für sein Hausgewässer, aber auch für das große Ganze, das spürt man. Auch wenn am zweiten Tag die Halbnass- oder Halbtrocken-Taucher sich größtenteils ausklammern beim Tauchgang, hat er Verständnis. Vielleicht entdecken wir ja in der Uferzone Pflanzen, die es innerhalb des Sees während des Tauchgangs nicht zu entdecken gibt? Während Trockentaucher und Apnoetaucher zu einem weiteren Tauchgang starten, machen sich die verbleibenden Taucher zu einem Spaziergang in Gummistiefeln rund um den See bereit. Die Ausbeute: Viele Pflanzen, die nur innerhalb des Sees gesichtet werden können und nahezu ebenso viele, die im Uferzonen-Bereich, und vielleicht nur im Uferbereich, vegetieren, ist das Sammelergebnis. Anschließend werden erneut die genommenen Proben analysiert, eine optische Bestimmung reicht für ein gesichertes Bestimmungsergebnis diesmal aus.
Immer gerne wieder
Einsetzender Regen kann die Gruppe nicht auseinander sprengen, in der Wasserwacht-Hütte wird resümiert und sich herzlich verabschiedet. Das Navi zeigt 2:10h Fahrtzeit nach Zwiesel. Diesen Weg nehmen wir immer wieder gerne auf uns, lieber Uwe. Gerne schärfen wir wieder unsere Sinne für jedes einzelne Lebewesen in unserer Unterwasser-Umgebung sowie den Blick für die florale Welt, die uns facettenreich erwartet. Auf ein Wiedersehen mit Dir, Deiner Frau Gitti und Simone, die nicht nur beim Essen, sondern auch bei der Benennung von der Unterwasserwelt von Tier und Pflanze, uns hilfreich zur Seite stand.
Neueste Kommentare