Wir brauchten schon einige Zeit bis wir von Deutschland nach Borneo, der drittgrößten Insel der Welt, kamen. Von München nach Singapur, weiter nach Jakarta (Java) mit Übernachtung, dann nach Pangkalan Bun (Borneo).
Hier im Süden von Kalimantan, der Halbinsel Tanjung Puting ist einer der wenigen Orte, an dem man noch heute in freier Wildbahn lebende Orang Utans sehen kann. Auch Nasenaffen, die nur hier auf Borneo zu Hause sind lassen sich ab und an blicken. Beide Arten sind übrigens vom Aussterben bedroht.
Vom Flughafen Pangkalan Bun aus werden wir zum 20 min entfernten Kumai gefahren, wo das traditionelle Klotok (Hausboot ), das in den nächsten 4 Tagen unser zu Hause sein wird, auf uns wartet. Traditionell aus Holz gebaut, 12 m lang und mit einem höher gelegenen zweiten Deck tuckert unser Klotok über den Sangai Kumai bis zur Mündung des Sokonyer Flusses, den wir hinauf fahren. Auf den Matratzen liegend, die später unser Bett sein werden, lassen wir vom Oberdeck aus die Natur an uns vorbeiziehen.
Mit Hornvogel, Kingfisher (Eisvogel), Schlangen, Fröschen, Schmetterlingen (und auch MÜCKEN) zeigt uns der Sumpfregenwald seine besondere Artenvielfalt. Nasenaffen sitzen ruhig auf den Bäumen und pflücken Früchte von den Ästen, Orang Utans schwingen sich behäbig von Baum zu Baum.
Im Tanjung Puting Nationalpark gibt es 3 Camps, die für Touristen zugänglich sind. In der Vergangenheit dienten sie dazu, die von Menschenhand in Rehabilitationszentren wieder aufgepäppelten Orang Utans in Freiheit zu entlassen. Es befinden sich nur noch Fütterungsplattformen in den Camps, an denen einmal am Tag den ausgewilderten und wilden
Orang Utans Bananen, Zuckerrohr, Süßkartoffeln und andere saisonelle Früchte angeboten werden.
Auf den schmalen Wegen zu den Fütterungsplattformen sehen wir zeternde und kreischende Langschwanzmakaken zwischen den Bäumen umherspringen, die bis auf wenige Meter an uns herankommen. Komplett durchgeschwitzt und samt Mückenspray gepisackt, kommen wir nach längeren Fußmärschen bei den Fütterungsstellen an.
Obwohl es zu dieser Jahreszeit sehr viele Früchte im Wald gibt, hatten wir jedes Mal Glück. Das Rascheln in den Bäumen deutete ganz klar auf sich nähernde Orang Utans hin.
Besonders unterhaltsam waren die Weibchen mit ihrem Nachwuchs. Die Kleinen, die sich im Fell der Mutter festhalten, bleiben etwa 6 – 7 Jahre bei der Mutter bevor sie dann eigenständig durch den Regenwald ziehen.
Das Highlight war ein Orang Utan Männchen mit seinen typischen großen Wangenwülsten.
Diese Ausflüge ins Innere des Urwalds waren großartige Erlebnisse den Orang Utans in ihrer natürlichen Umgebung so nahe zu kommen.
Nach den Wanderungen würden wir am Liebsten ein erfrischendes Bad im Fluss nehmen. Dies sollte man jedoch tunlichst vermeiden, es besteht dabei absolute Lebensgefahr, denn im Fluss leben Süß- als auch Salzwasserkrokodile.
Abends erwacht der Regenwald und wir schlafen mit den Geräuschen des Dschungels, wie das laute Konzert der Zikaden und den Affen- und Vogelrufen, unter freiem Himmel ein.
Bei unserer Nachtwanderung durch den Regenwald sahen wir seltene fleischfressende Pflanzen, einen Leoparden, die im Lampenschein glühenden Augen von Koboldmakis, Taranteln und Skorpione.
Nach Sonnenuntergang blinkten Millionen von Glühwürmchen in den am Ufer wachsenden Nipapalmen, so hatten wir unseren ganz speziellen lebenden Weihnachtsbaum.
Uns stellt sich die Frage ob diese Orang Utan-Fütterungen gut oder schlecht sind. Dies ist nicht leicht zu beantworten, denn wir hatten das Gefühl es wird nur rein aus touristischen Gründen durchgeführt. Sollte man das unterstützen? Hier arbeiten Menschen die ihr Geld mit den Orangs verdienen und deshalb das Ökosystem Regenwald schützen.
Der Tanjung Putin Nationalpark, Heimat der Orang Utans, ist einer der letzten Plätze der Erde, an dem die gefährdeten Tiere noch ein zu Hause haben.
Anschließend ging es zurück zum Flughafen Pangkalan Bun, von dort nach Surabaya (Java), weiter nach Balikpapan (Borneo) mit Übernachtung.
Am nächsten Tag dann nach Berau (Tanjung Redep), mit dem Auto in 2,5 Stunden zum Hafen Tanjung Batu und 30 Minuten mit dem Speedboot zur Insel Derawan.
Endlich angekommen.
Auf der Fahrt nach Derawan konnten wir auch ein weiteres Problem Borneos entlang der Straße sehen, den Raubbau am Regenwald auf Grund der wachsenden Palmölproduktion.
Die Derawan Dive Lodge befindet sich auf der gleichnamigen Insel Derawan, in Ostkalimantan vor dem indonesischen Teil Borneos. Die Lodge liegt unmittelbar an einem Sandstrand und ist im Stil der Minahasa mit viel Holz erbaut. Die Bungalows sind groß, minimalistisch aber zweckmäßig eingerichtet.
Vor dem Resort konnten wir bei Ebbe im Flachwasser kleine Gitarrenhaie bei der Futtersuche beobachten. Leguane streiften zwischen den Bungalows umher und von unserer Veranda aus konnten wir Schildkröten beim Luftholen sehen.
Mit den Tasik-Divers Team erkundeten wir die Tauchplätze rund um Derawan, Maratua, Kakaban und Sangalaki mit mindestens 3 Bootstauchgängen am Tag. Die Tauchguides sind sehr freundlich und hilfsbereit und die Tauchgruppen werden klein gehalten.
Kakaban
Kakaban Island besteht aus Kalkstein, ist unbewohnt und dicht mit Dschungel bewachsen. Ihr auffälligstes Merkmal ist ein riesiger Brackwassersee in der Mitte der Insel, der Jelly Fish Lake. Hier leben tausende Quallen, es sind vier verschiedene Arten, mit denen wir vorsichtig und ohne Flossen schnorcheln gingen. Sie haben für den Menschen ungiftige Nesselzellen, die Evolution ist schon faszinierend, ein einzigartiges Ökosystem. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl zwischen den hier hauptsächlich vorkommenden Mastigas-Quallen zu schwimmen.
Zum Tauchen rund um Kakaban gibt es Steilwände, die schön mit Korallen und Gorgonien bewachsen sind, in denen die kleinen Denise-Pygmis leben. Gorgonien mit bis zu 20 der kleinen Seepferdchen sind rund um Kakaban keine Seltenheit.
Auch Weißspitzenriffhaie, Barrakudas und viele Schildkröten ließen sich ab und an blicken.
Derawan
Um Derawan ist der Korallenbewuchs durchschnittlich und nicht spektakulär, eher eine Sand- bzw. Geröllfläche. Hier ist jeder Makro-Fotograf gut aufgehoben. Unter anderem bannten wir Harlekin- und Seegrasgeisterpfeifenfische, den Lembeh-Seadragon, Pygmis und viele verschiedene Schnecken und Garnelen auf den Speicherchip der Fotokamera. Im Flachwasserbereich rund um Derawan sahen wir häufig riesige grüne Meeres- und Karettschildkröten, die hier zu den Seegraswiesen zum Fressen kommen und rund um Sangalaki und Maratua ihre Laichplätze haben.
Sangalaki
Zum Tauchen auf die Privatinsel Sangalaki kommen wir nur wegen dem Einen, dem „MANTA“. Eine Putzerstation und viel Plankton ist hier der Grund für ihr gehäuftes Auftreten. Wie Ufos segelten sie zwischen uns, über uns und unter uns vorbei. Mantas soweit das Auge reichte, allerdings war das nicht bei jedem Tauchgang so. Eine Garantie gibt’s eben nicht; that´s nature.
Maratua
Durchzogen von einem Kanal und bedingt durch die starke Strömung bei Ebbe und Flut versammeln sich jede Menge Großfische am Eingang des Kanals. Durch die enormen Strömungen ist der Kanal wie leergefegt. Mit dem Riffhaken hingen wir in 25-30 Meter Tiefe und die grauen Riffhaie zogen vor uns ihre Kreise. An der Riffkante trafen wir dann auf Tausende Barrakudas, die wie eine Wand vor uns standen. Und Glück muss man auch haben, ein Walhai zog über unseren Köpfen vorbei. Hier bei Maratua gibt es auch Tauchplätze, an denen wir mit riesigen Fischschwärmen und Büffelkopfpapageienfischen, Fledermausschulen und Federschwanzstechrochen, sowie unzähligen Schildkröten tauchen konnten. Nie zuvor hatten wir einen Tauchgang mit dermaßen vielen Schildkröten.
Ein Erlebnis der besonderen Art war das Schnorcheln mit Walhaien an den vor Derawan treibenden Fischerbooten. Ein Wermutstropfen allerdings dabei ist, dass den an der Oberfläche mit offenen Maul schwimmenden Walhaien eimerweise tote Fische in den Schlund geschüttet werden. Das ganze Spektakel ist nach etwa einer Stunde wieder vorbei, wenn die Walhaie sattgefressen sind und wieder im Trüben abtauchen.
Es gibt in Indonesien zweifellos Gebiete die erheblich mehr zu bieten haben. Doch hier macht es die Mischung aus Großfischen und Kleinzeugs. Für uns war nicht viel Neues zu entdecken, doch ich glaube wir haben schon zu viel gesehen. Für uns Besonders waren die vielen Pygmis, sowie die große Anzahl Mantas und Schildkröten.
Die Derawan-Inseln, manchmal auch Maratua-Atoll genannt, haben viele verschiedene Tauchspots zu bieten und es ist für Jeden was dabei.
Die langwierige Rückreise nach Deutschland erfolgte von Berau nach Balikpapan, von dort nach Jakarta und weiter nach Singapur. Da wir etwa 4 Stunden Aufenthalt in Singapur hatten, genossen wir den dort auf dem Dach liegenden Airport Swimming Pool, bevor wir uns auf den 13 Stunden dauernden Flug nach München begaben.
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