von
Christian Burghart

Bootssafari Brothers – Dädalus – Elphinstone

Es sollte das zweite absolute Highlight in der nun schon achtjährigen Geschichte der Woidtaucher werden. Nachdem man vor vier Jahren den angesehensten Haiforscher der Welt, Dr. Erich Ritter, für einen Vortrag in Zwiesel gewinnen konnte, begaben sich die Zwiesler jetzt auf dessen Spuren. Eine Bootssafari führte die Woidtaucher in den Süden Ägyptens, dem Haiparadies des Roten Meeres schlechthin.

Die konkreten Planungen dafür reichen über ein Jahr zurück. Damals überlegten sich die beiden Spartenleiter der Woidtaucher, Josef Grimm und Christian Burghart, als einmaligen und wahrscheinlich unvergesslichen Vereinsausflug, eine Bootssafari als Vollcharter in den Süden Ägyptens zu unternehmen. Vollcharter heißt dabei, dass das Boot samt Besatzung und Diveguides den Woidtauchern eine ganze Woche lang zur Verfügung steht.

Grimm übernahm die konkrete Planung und stieß schließlich auf die „Sea Serpent“, ein 37m langes Safariboot der Luxusklasse mit zehn Mann Besatzung und zwei Diveguides. Schnell waren die zwanzig Plätze ausgebucht und die konkrete Auswahl der Tauchplätze konnte beginnen. Die ausgewählten Ziele verlangten große taucherische Erfahrung, da sie anspruchsvoll waren und man jederzeit mit starken Strömungen rechnen musste. Die Taucher sehnten den Zeitpunkt des Abflugs herbei und in den Herbstferien war es endlich so weit……..

Was daran besonders ist? Zum einen, dass es das Ziel dieser Bootssafari war, auf küstenfernen Riffen möglichst viele und verschiedene Haiarten zu sehen. Zum anderen die Tatsache, dass die zwanzig Woidtaucher eine Woche Tag und Nacht auf dem Boot zusammen lebten. Und dafür gab es einen eng gestrickten Zeitplan: Wecken durch die Schiffsglocke um 5:45 Uhr zum Early-Morning-Dive, danach Frühstück: um 10:30 Uhr der zweite Tauchgang, anschließend Mittagessen; um 14:30 Uhr dann der letzte Tauchgang. Da es schon gegen fünf Uhr abends stockfinster war und die Taucher dem anstrengenden Sport Tribut zollen mussten, waren fast alle Taucher schon vor 22 Uhr im Bett.

Tag1:
Schon gleich nach dem einchecken auf dem Boot in Port Ghalib machten die Woidtaucher Bekanntschaft mit den Behörden. Über vier Stunden musste auf die Genehmigung zur Ausfahrt der ägyptischen Hafenbehörde gewartet werden. Bei unruhiger See konnte deshalb nur mehr ein Eingewöhnungstauchgang bei Marsa Mubarak (Schildkröte, Drachenkopf) und ein Nachttauchgang bei Ras Torombi durchgeführt werden.

Tag2:
Die fünfstündige Überfahrt bei stürmischer See zum ersten Ziel, den Brother Islands, schlug manchen sichtbar auf den Magen. Einigen ging das Essen vom Vortag noch einmal durch den Kopf und sie zogen es vor, lieber die Nähe zur Toilette als zu Haien zu suchen. Nach dem Briefing bei Sonnenaufgang, also etwa um 6 Uhr morgens, ging es mit dem Zodiac durch drei Meter hohe Wellen zum South Point, der Einstiegsstelle für den Early-Morning-Dive am Little Brother. Bei starker Strömung kamen plötzlich aus dem Blauwasser drei Fuchshaie mit ihrem charakteristischen Schwanz und zogen langsam an uns vorbei. Ein riesiger Napoleon stellte sich später noch Minuten lang als Fotomodell zur Verfügung.

Tag3:
Nach der kurzen Überfahrt zum Big Brother mit seinem von weiten schon sichtbaren, im Jahre 1885 erstellten Leuchtturm ging es gleich runter zur Aida, einem Dampfschiff, das im Jahre 1957 gesunken ist, als es Soldaten auf die Insel bringen wollte und dabei aufs Riff aufgelaufen ist. Da das 82 Meter lange Wrack erst bei einer Tiefe von 35 Metern beginnt, kann nur der obere Teil betaucht werden. Als wir aus einer Luke des Wracks heraus tauchten, begrüßte uns ein Hammerhai, der zuerst über uns kreiste und zum Abschied bedrohlich nahe an uns vorüberschwamm.

Der nächste Tauchgang führte uns zur Numidia, einem 137 Meter langen Dampffrachtschiff, dem bereits auf der Jungfernfahrt im Jahre 1901 dieses Riff zum Verhängnis geworden ist. Aufgrund der Länge der Zeit ist das Wrack herrlich mit Weich- und Hartkorallen bewachsen und damit fast schon ins Riff integriert. Außerdem liegt es schon ab einer Tiefe von zehn Metern und ist somit ideal betauchbar. Immer wieder eröffneten sich beim Blick aus den Luken des Wracks faszinierende Ausblicke zwischen bunten Schwarmfischen hindurch ins Blau. Insgesamt wurde es noch ein erstklassiger „Haitag“, da wir auch noch Graue Riffhaie und stattliche Fuchshaie auf unseren UW-Kameras festhalten konnten.

Tag 4:
Nach einer zwölfstündigen Überfahrt erreichten wir unser nächstes Ziel, Abu el Kizan, wie das Daedalus Reef auf arabisch heißt. Dieses Riff verspricht vor allem eins: Hammerhaie.

Der Northwest Point der Insel ist der Hammerhai-Spot in Ägypten schlechthin. Die Zodiacs brachten uns dorthin. Um bei starker Strömung nicht abgetrieben zu werden, ist sofortiges Abtauchen im Freiwasser erforderlich. Fast zehn Minuten ließ der erste Hammerhai in 35 Metern Tiefe auf sich warten. Langsam umkreiste er die Gruppe einige Male bevor er wieder im Blau verschwand. Anschließend gab es noch Begegnungen mit einem Grauen Riffhai und weiteren Hammerhaien, bevor wir zum Austauchen einen Barrakudaschwarm durchschwimmen mussten.

Tag 5:
Schon beim abendlichen Zusammensitzen auf dem Oberdeck sah man im Scheinwerferlicht des Bootes einen Longimanus (Weißspitzenhochseehai) ums Schiff kreisen, immer auf der Suche nach etwas Fressbarem. Es sah gut aus für den nächsten Tauchtag: diese Haie einmal aus nächster Nähe betrachten zu können, ist der Wunschtraum vieler Taucher. Unfälle mit Tauchern kommen bei dieser Haiart nur selten vor, wobei jedoch absolut davor gewarnt wird, ohne Tauchgerät als Schnorchler oder Schwimmer mit diesen Haien ins Wasser zu gehen. Diese wirken auf diese Tiere wie hilflos an der Oberfläche zappelnde Tiere und damit als mögliche Beute. So hat es auch an diesem Tauchplatz schon tödliche Unfälle mit Schnorchlern gegeben.

Am nächsten Morgen warteten die Longimani gleich unter der Wasseroberfläche direkt unter dem Boot auf uns. M. hat beim Hineinspringen einen davon nur um Zentimeter verfehlt. Über eine Stunde lang kreisten drei stattliche Haie mit einer Länge von über drei Metern neugierig um uns und kamen dabei manchmal bis auf Armlänge auf uns heran. Für manche von uns waren diese Begegnungen zu nah und sie begaben sich lieber wieder zurück aufs Boot. Faszinierende Fotos und Videos konnten gemacht werden, wobei der Herzschlag der Fotografen schon manchmal beträchtlich gestiegen ist. Wenn z.B. dieser etwa drei Meter lange Hai bis auf einen halben Meter direkt auf den Taucher zuschwimmt und er dann Aug in Aug mit dem Taucher diesen passiert, wird auch dem Mutigsten irgendwann mulmig. Trotzdem war dies das „Hailight“ dieser Bootssafari schlechthin!

Tag 6:
Die Bootssafari endete mit dem Betauchen des bekannten Elphinstone-Riffs. Dieses Riff ist die Heimat einer riesigen Vielfalt an Fischarten und prächtig mit Korallen aller Art bewachsen. Napoleons, Muränen, Schildkröten und Barrakudas konnten wir hier antreffen.

Fazit:
Bis auf kleinere Nachwehen der Schiffsreise (Verletzungen durch Korallen, noch drei Tage nach Beendigung der Bootstour schwankten manche auf dem Festland) waren sich die teilnehmenden Woidtaucher einig: Die Bootssafari hat die Erwartungen noch übertroffen und es konnten sogar fünf verschiedene Haiarten aus nächster Nähe betrachtet werden. Harald Haase formulierte es treffend: „Ein unvergessliches Erlebnis, schon bei meiner ersten Bootssafari so viele Haie und andere Großfische sowie herrliche Korallengärten aus nächster Nähe erleben zu können.“