von
Manuel Holler
Reisezeit
01.06.2007 – 10.06.2007
Teilnehmer
Manuel Holler, Josef Grimm
Ort
Protea Banks / Aliwal Shoals – South Africa
Buchung und Anreise
Die Idee, nach Südafrika zum Tauchen zu fahren, ergab sich bei unserer Brothers-Tour im November 2006. Dort kamen wir mit einigen Tauchern ins Gespräch, die uns von den haireichen Tauchgründen vorschwärmten. Im Gegensatz zu den durchorganisierten Reisen der großen Tauchreiseveranstalter ab 3000 Euro aufwärts, stellten wir uns auf deren Ratschläge hin die verschiedenen Blöcke wie Flüge, Appartement, Mitauto und Tauchpaket mit Hilfe des befreundeten Reisebüros WIRO-Dive von Robert Wilpernig selbst zusammen, so dass der komplette Preis für 10 Tage bei „nur“ ca. 1800 Euro lag. Nach der Fahrt zum Flughafen Frankfurt mit anschließendem „Park and Fly“ landeten wir nach einem Übernachtflug mit Lufthansa im südafrikanischen Johannesburg, von wo wir ein paar Stunden später zum eigentlichen Zielflughafen Durban mit South Africa Airways starteten. Nach dem Treffen der restlichen Taucher unser siebenköpfigen Gruppe fuhren wir von dort aus mit unserem Mietwagen (weißer VW Golf I – Linksverkehr!) entlang der Küste 130 Kilometer Richtung Süden nach Shelly Beach und gelangten nach 25 Stunden Anreise und 10 000 zurückgelegten Kilometern ans Ziel unserer Reise.
Breakerview und African Dive Adventures
Die Unterbringung war in den „Breakerview“-Appartments (Selbstverpflegung), ca. 80 Meter vom Hafen und der dortigen Tauchbasis „African Dive Adventures“ direkt am Meer mit spektakulärem Panorama auf den stürmischen Indischen Ozean. Ein Highlight des Urlaubs war das abendliche Grillen („Braai“) auf der Terrasse. Die Infrastruktur in Shelly Beach – auch sehr beliebt bei Hochseefischen und Surfern – war ausgezeichnet, zwei riesige Shopping-Center und diverse Restaurants waren innerhalb 15 Minuten zu Fuß zu erreichen. Diverse Male hat man Buckelwale beim Springen sogar von der Terrasse aus beobachten können.
Das Tauchen war von Roland Mauz und seiner Basis „African Dive Adventures“ organisiert und läuft folgendermaßen ab: Nach dem morgendlichen Treffpunkt um kurz vor 7 Uhr morgens, werden die Tauchgänge vorbereitet und die Festrumpfschlauchboote (2 x 85 PS) zu Wasser gelassen. Nach dem actiongeladenen „Höllenritt“ durch die Brandung wird ein Tauchgang – optimalerweise mit Nitrox – an den Protea Banks durchgeführt. Eine Tauchboje signalisiert dem Skipper dabei immer die aktuelle Position der Taucher, so dass er ihnen folgen kann. Die Tauchgänge werden entweder von Roland selbst oder seinem Guide Graham begleitet. Sie sind zwei der wenigen in Südafrika, die keine selbsternannten Haitauch-Guides sind, sondern offiziell Shark Dives anbieten dürfen Da des keine richtigen Steg gibt, wird die Rückfahrt dadurch beendet, dass der Skipper mit voller Geschwindigkeit auf den Strand brettert, wo es innerhalb weniger Meter abrupt zum Stillstand kommt. Nach nur zweistündiger Oberflächenpause – nachmittags ist die See meistens noch aufgewühlter – läuft dieselbe Prozedur ab, so dass man seinen Tauchtag um 13 Uhr bereits beendet hat. Mit etwas Glück lassen sich bei den Ausfahrten wandernde Wale und Delfine beobachten.
Tauchgebiet
Die Protea Banks liegen ca. 8 Kilometer vor Shelly Beach. Sie sind eine Erhöhung im Indischen Ozean von 6 Kilometer Länge mal 800 Meter Breite, die sich in zwischen 30 und 40 Meter Wassertiefe befinden. Bis auf ein paar Höhlen, Schwämme und ab und an einige bunte Rifffische sind sie kahl und unattraktiv. Der Hauptgrund, warum man dieses Tauchgebiet besucht, ist eine Vielzahl verschiedener Großfische, größtenteils Haie, aber auch Delfine, Wale und andere Hochseefische. Durch die exponierte Lage sind aber auch hohe Wellen und starke Strömungen an der Tagesordnung, was die Tauchgänge dort zu anspruchsvollen Strömungstauchgängen macht. 4-Meter-hohe Wellen, 5-Stundenkilometer-schnelle Strömungen und Sichtweiten von nur 8 bis 18 Meter sind durchaus möglich. Die Wassertemperatur betrug ca. 21 °C.
Protea Banks – Northern Pinnacles
Nach schnellem Abtauchen auf 35 Meter Tiefe gelangt man zur 1. Höhle, in der sich im südafrikanischen Winter von Juni bis Oktober dutzende Sandtigerhaie („Raggies“) aufhalten. Nach kurzer Besichtigungszeit driftet man an einem kleinen Torbogen vorbei zur 2. Höhle, in der sich ebenfalls Raggies tummeln. Hier kann man auch Zähne dieser Haie finden. Kurze vor Ende der Nullzeit lässt man sich treiben und steigt langsam auf, wo sich dann im Freiwasser mit etwas Glück weitere Haie wie Bullenhaie („Zambezis“), Schwarzspitzenhochseehaie („Blacktips“) und Bogenstirnhammerhaie aufhalten.
Protea Banks – Southern Pinnacles
Nach zügigem Abtauchen gelangt man auch hier auf ca. 35 Meter Tiefe und lässt sich an Felsformationen vorbei über einen Sandplatz treiben, wo normalerweise Gitarrenhaie liegen. Während des Aufstiegs lassen sich auch hier die die typischen „midwater-sharks“ – in unserem Fall Hammerhaie, Zambezis und Blacktips – gesichtet. Bei starker Strömung legt man in einem 35 minütigen Tauchgang bis zu 4 Kilometer zurück. Negativ war bei den Haisichtungen im Freiwasser zu vermerken, dass sie oft nur Sekunden dauerten und die Haie aufgrund der schlechten Sicht viel zu schnell wieder als Schatten im Blau verschwanden.
Protea Banks – Whale Tale
Ein neues Riff, das ca. 800 Meter von den eigentlichen Proteas entfernt ist und bisher nur von einer Handvoll Tauchern betaucht wurde. Der Bewuchs ist hier etwas üppiger, die Rifffische etwas häufiger vorhanden als an den Proteas. Als Besonderheit hier ist die Sichtung von 3 Marlins zu vermerken.
Aliwal Shoals – Baited Shark Dive
Ein Hauptgrund, nach Südafrika zu fahren war die erhoffte Begegnung mit dem berühmt-berüchtigten Tigerhai. Roland Mauz führte an den Protea Banks zwei Haifütterungen durch, bei der die Haie durch Fischabfälle, -blut und –öl angelockt werden sollten. Da er diese Tauchgänge ersts seit ein paar Wochen anbietet und seine „Haie“ durch die ungewohnte Situation noch ziemlich vorsichtig sind, fuhren wir zu Walter Bernardis (African Watersports) nach Umkomaas, der an den Aliwal Shoals die Tigerhaitauchgänge schon jahrelang durchführt und eine 99-prozentige Sichtungsgarantie bietet. Nach dem Anfüttern und einem ernsthaften, intensiven Briefing, bei dem die Rückenflossen wie in einem Hollywood- Film die Wasseroberfläche durchtrennten, waren wir dann tatsächlich von 40 Schwarzspitzenhaien und 5 Tigerhaien – der größter ca. 4 m (!) lang und mit einem Ortungssender versehen – umgeben. Ein unglaublicher Tauchgang, 65 Minuten lang mit 50 umjagenden und fressenden Haien im Wasser zu sein. Drei Shark-Guides sorgten mit ihren umherschweifenden Blicken und ihrer Erfahrung dafür, dass es unter Wasser zu keiner brenzligen Situation kam. Von diesem unvergesslichen Tauchgang wurde auch ein professioneller Film auf DVD erstellt.
Sardine Run
Im Hinterkopf aller spukte der Sardine Run: Eine alljährlich im Juni / Juli stattfindende Wanderung von Milliarden Sardinen vom kalten Kap der Guten Hoffnung Richtung Norden ins warme Mosambik. Und mit ihnen die großen Räuber, kurz eines der 3 spektakulärsten Tauchevents überhaupt. Leider war das Wasser während unseres Aufenthaltes noch 2 bis 3 °C zu warm, so dass die Sardinen ein paar hundert Kilometer südlich noch in kühlerem Wasser verharrten und Shelly Beach erst in ein paar Tagen / Wochen (?) erreichen werden.
Land und Leute
Da Südafrika als die „Welt in einem Land“ auch über Wasser mehr als genug Sehenswürdigkeiten bietet, haben wir als Alternativprogramm zum Tauchen das Game Reserve „Lake Eland“ mit seinen Zebras, Giraffen und seinem Canyon sowie eine Krokodil bzw. Schlangenfarm besucht. Das Preisniveau in Südafrika ist etwa halb so hoch wie in Deutschland, offizielles Zahlungsmittel ist der Rand (9,3 Rand = 1 Euro). Die Menschen waren immer freundlich, von der in den Medien oft auftauchenden, hohen Gewalt- und Verbrechensrate in Südafrika war nichts bemerkbar.
Heimreise
8 Tage, 6 Haiarten (Tiger-, Sandtiger-, Bullen-, Hammer-, Schwarzspitzen-, Gitarrenhaie), 3 Walarten (Delfine, Buckelwale, Minkwal) und 3 Marlins später machten wir uns mit Film- und Fotomaterial sowie Erinnerungen an gigantische Tauchgänge wehmütig wieder auf die lange Heimreise nach „Good Old Germany“. Fazit Wen die anspruchsvollen Tauchgänge und die lange Anreise nicht abschrecken, der ist an den Protea Banks in Südafrika gut aufgehoben. Definitiv einer der besten Haispots der Welt!
Neueste Kommentare