mit
Josef Grimm
(VIT Course Director und Examiner)

VIT-Tauchlehrerprüfung 2017
ein Teilnehmerbericht von Christian Fischer

Auch zur diesjährigen VIT-Tauchlehrerprüfung am Murner See waren die Woidtaucher wieder zahlreich vertreten. Unter der Leitung unseres Ausbildungsleiters Sepp Grimm nahmen insgesamt 12 Woidtaucher an Verbandsprüfungen teil. Darunter waren unter anderem drei Tauchsportneulinge, zwei angehende VIT Experienced Diver, zwei Nitrox-Schüler, 2 TL-Assistentinnen und 2 TL-Aspiranten.

Ein großes Dankeschön an Christian Fischer vom Tauchsportclub Deggendorf der die diesjährige VIT-Tauchlehrerprüfung als TL**-Anwärter hautnah miterleben durfte und seine Eindrücke im folgenden Teilnehmerbericht zusammenfasste.

Prolog
Gegen Herbst 2016 kamen erste Gerüchte auf, in denen gemunkelt wurde, dass der VIT im kommenden Jahr eine Tauchlehrerprüfung an einem heimischen Gewässer ausrichten würde. Diese Informationen wurden nach und nach bestätigt. In der 40-Jahresfeier im Mai 2017 wurde das Ausbildungsvorhaben formell bestätigt. Die Tauchlehrerprüfung wird demnach am und im Murner See stattfinden. Diese wunderbare Information nahmen mehrere Tauchlehreranwärter dankend auf und meldeten sich für die bevorstehende Prüfung an. Letztendlich waren es insgesamt 11 Teilnehmer. Die meisten davon aus Niederbayern.

Die Seminarwochenenden
Die beiden Seminarwochenenden fanden Mitte Juli und Anfang September statt.

Hier wurden die prüfungsrelevanten Themen wie Sicherheitsstandards, Kompressortechnik, Umwelt, Biologie, Tauchmedizin, Recht, Methodik/Didaktik, Kindertauchen und viele weitere interessante Themen gelehrt.

Für die Tauchlehreranwärter war es sehr beeindruckend, dass der Tauchausbildungsguru, in persona Grimm Sepp, auf alle nur erdenklichen Fragen sofort Antwort wusste. Er konnte seine praktischen Ausbildungserfahrungen aus gefühlten drei Jahrtausenden Tauchlehrerausbildung punktgenau mit einbringen. Komplexe und komplizierte Sachverhalte konnte er praxisnah und sehr anschaulich erklären. Das Gleiche gilt auch für die Gastreferenten. Sie brachten ein hohes Maß an praktischer Erfahrung in die Vorträge mit ein.

Bereits im ersten Theoriewochenende wurden die Referatsthemen für das zweite Lehrwochenende vergeben. Die Referate dauerten je nach Ausbildungsstufe der Tauchlehrer 15 Minuten, 30 Minuten und 90 Minuten. Die Referatsthemen deckten nahezu alle Ausbildungsinhalte der Stufen */**/*** ab. Es waren Themen wie zum Beispiel „das archimedische Prinzip“ oder „Barotraumen im Schädel- und Thoraxbereich“. Spannend und praxisbezogen war auch er Vortrag „Seekarten lesen und Peilen“.

Die Ausbildungswoche am Murner See
Die Anwärter, Ausbilder und Tauchschüler trafen sich am letzten Samstag im September zur Vorabsprache für die nun beginnende Ausbildungswoche. Der zentrale Treffpunkt aller Besprechungen lag in einem nahe gelegenen Gasthof.

Zusätzlich kamen noch zwei weitere Teilnehmer dazu. Einer aus dem fränkischen Raum und einer aus Ostdeutschland.

Nach der Vorstellungsrunde wurden noch einige Prüfungsreferate abgehalten.

Am Folgetag begannen bereits die ersten Vorbereitungstauchgänge. Diese fanden natürlich nach bewährter VIT-Philosophie gleich mit echten Schülern statt. Der Ausbildungsleiter sagte noch, dass keine Fehler eingebaut werden, da diese bei der Ausbildung ohne aktives Zutun der Prüfer, sozusagen von selbst, passieren würden. Nun ja, er hat wie immer Recht. Bereits beim ersten Tauchgang hatten die Tauchlehreranwärter alle Hände voll zu tun, um mit den Tauchschülern den ersten Tauchgang im Freigewässer als „Gewöhnungstauchgang“ durchzuführen. Leider spielte bei der Ausbildung das Wetter nicht so ganz mit. Dies stellte sich als eine weitere Herausforderung dar. Vor allem für die Schüler, die mit Nasstauchanzügen tauchten. Allerdings tauchten 3 der TL-Anwärter ebenso nass. Der für diesen Tag zuständige Tauchlehrer vom Dienst (TLvD) hatte die Aufgabe dafür Sorge zu tragen, dass jeder Schüler mit Tauchausrüstung komplett versorgt wurde bzw. die noch fehlenden Ausrüstungsgegenstände ergänzt wurden. Auch für die Verteilung der Tauchflaschen war er zuständig. Er war an diesem Tag sozusagen das Mädchen für alles. Das beinhaltet auch, dass der Tauchplatz bereits eine halbe Stunde zuvor von den Tauchlehreranwärtern für die Ausbildung vorbereitet wurde. Konkret bedeutet dies das Aufbauen von Pavillons, Verlegen von Planen, Notfallkoffer bereitstellen und vieles mehr. Hier wurde die Teamfähigkeit der Anwärter wieder unter Beweis gestellt, und das war sicherlich einer der Stärken dieser Gruppe.

An jedem weiteren Ausbildungstag musste ein Tauchlehreranwärter ein Kurzreferat bzw. eine Kurzeinweisung im Rahmen von 5-10 Minuten über ein bestimmtes Thema halten. Themen waren zum Beispiel „Sauerstoffnotfallsysteme“, „natürliche Orientierung“ oder „Sicherung beim Apnoetauchen“. Die Themen wurden teilweise am Vortag bekannt gegeben. In einigen Fällen jedoch spontan vergeben, sodass die Referenten nur ein paar Minuten Zeit hatten, sich innerlich auf den Kurzvortrag vorzubereiten. Auch in der Praxis muss man auf Fragen der Schüler antworten können ohne sich großartig vorzubereiten. Es geht bei dieser Übung darum, eine kurze prägnante Informationsweitergabe an den Schüler zu gewährleisten. Ein langweiliger epischer Vortrag wäre hier fehl am Platz. Und Langeweile kam in dieser Woche selten auf.

Auch der Posten des TLvD (Tauchlehrer vom Dienst) wurde jeden Tag neu vergeben. Jeden Tag musste er andere Aufgaben bewältigen. Eine war zum Beispiel die Einholung von Tauchgenehmigungen für PKW`s am Tauchplatz „Zur Rutsch`n“. Dies hört sich anfänglich sehr einfach an. In der Praxis ist es jedoch so, dass sich gerade diese Organisationsaufgabe sehr schwierig gestaltet, da Fahrgemeinschaften limitiert auf maximal 20 Fahrzeuge gebildet werden mussten und nicht beliebig viele Autos zum Tauchplatz fahren konnten. Ein anfängliches „Ja ich fahre!“ wurde schnell zu einem „Nein doch nicht!“ und dann zu einem „Ich weiß noch nicht genau!“. Oder es fehlen 2 Tauchschüler… wo sind sie bloß? Mit gemeinsamen Geschick wurde aber alles gut gemeistert.

Pro Ausbildungstag waren zwei Tauchgänge geplant. Auch ein Nachttauchgang war mit dabei. Allen Tauchgängen ging ein Briefing voraus. In den Tauchgängen mussten die Anwärter mit den Schülern im Rahmen deren Ausbildung verschiedene Übungen wie etwa Maske ausblasen, Tarrierübungen, Boje schießen, Oktopusatmung, Navigationsübungen oder auch Rettungsübungen absolvieren. Nach dem Tauchgang gab es ein Nachbriefing. Zu guter Letzt wurde der Tauchlehreranwärter von seinem Ausbilder transparent bewertet. Es darf hier in aller Deutlichkeit angesprochen werden, dass den Anwärtern nichts geschenkt wurde. Jede Kritik durch die Prüfer war gerechtfertigt. Auch wenn ein Prüfungstauchgang nicht erfolgreich durchgeführt wurde, hatte dies seine Gründe. Kritik, Feedback und vielleicht auch ein nicht bestandener Prüfungstauchgang ermöglichen den TL-Anwärtern zu lernen. Auch wenn es unangenehm ist. Alle Bewertungen waren stets kollegial und wohlwollend.

Der Präsident des VIT ließ es sich nicht nehmen wieder einmal “Georg‘s kleinen Tampen Club“ vor dem Nachttauchgang vorzuführen. Er gab den Teilnehmer ein kurzes Seil, genannt Tampen, mit denen sie die gängigen Knoten binden mussten. Auch Spezialknoten wie der geworfene Palsteg, der tatsächlich nur geworfen wurde. Man kann ihn auch ziehen. Zum Beispiel am Boden entlang. Ein echter Kalauer……ha ha ha……

Während der Ausbildungswoche wurde auch die zweistündige Theorieprüfung absolviert. Diese lag so manchem Anwärter schwer im Magen. Kaum war diese vorbei, wurde wieder lautstark gelacht.

Schließlich kam das Finale der Tauchlehrerausbildung näher. Es war noch der Leistungstest zu absolvieren. Dieser bestand aus einer Schwimmstrecke von 3 km, die in einer bestimmten Zeit zurückgelegt werden musste, einer komplexen Apnoetieftauchübung und einer Apnoestreckentauchübung von 50 m. Während dieser letzten Einheit schien sogar die Sonne.

Die Abschlussveranstaltung
Vor der Abschlussveranstaltung wurden die Prüfungsergebnisse bekannt gegeben. Unser Ausbildungsleiter Sepp Grimm ließ es sich nicht nehmen eine Anwärterin dezent in die Irre zu führen, so das man hätte meinen können sie müsse noch in die mündliche Prüfung. Alle bis auf eine fanden dies sehr lustig. Bei der Abschlussveranstaltung erhielten alle Anwärter ihre Zertifikate. Diese wurden sichtlich stolz entgegengenommen. Einige erklärten sogar, dass sie Interesse an einer weiterführenden Tauchlehrerausbildung unter anderem Apnoe Tauchlehrer oder die nächste Tauchlehrerebene (TL2) hätten.

Der Abend wurde mit einem gemeinsamen Essen abgerundet, bei dem viele Erlebnisse noch mal Revue passiert wurden.

Fazit
…das bleibt hängen…

Der VIT hat wieder einmal eine ausgesprochen gute, wenn nicht sogar eine perfekte, Tauchlehrerausbildung angeboten.

Das wichtigste voran ist, dass der VIT seinen Tauchlehreranwärtern im praktischen Einsatz beibringt die verbindlichen Sicherheitsstandards richtig anzuwenden und konkret umzusetzen. Dies ist nur möglich, wenn eine Ausbildung mit echten Tauchschülern angeboten wird. Hier wird man auf die tatsächliche Realität vorbereitet.

Ein weiterer wichtiger Lehrinhalt der vom VIT aufgrund seiner Verbandsphilosophie und des Umstandes, dass es sich um einen gewerblichen Verband handelt, vermittelt wird, ist die Erlebnisvermittlung unter Wasser. Nur begeisterte Tauchlehrer können diese Faszination für die Erlebniswelt unter Wasser den Schülern mit auf den Weg geben. Es wäre schön, wenn die Schüler den Umweltgedanken aufnehmen und als Multiplikatoren weitergeben.

Was meines Erachtens ebenfalls als sehr wichtiger Ausbildungsinhalt zu bewerten ist, ist der Umstand, dass die verschiedenen Tauchlehrerausbilder (TL3) die Prüfungstauchgänge aus unterschiedlichen Gesichts- bzw. Schwerpunkten bewerten. Es ergibt sich somit eine Bewertungsvielfalt, die die TL-Anwärter dazu anregt untereinander diese zu diskutieren. Aus der Vielzahl von Einschätzungen, Bewertungen, Maßgaben, Richtlinien und Empfehlungen muss letztendlich jeder Tauchlehrer für sich selber in der praktischen Tätigkeit unabdingbare Entscheidungen fällen, die er selber vertritt und umsetzt. Der Tauchlehrer muss vor seinen Tauchschülern ein sicheres Auftreten haben. Wer würde schon eine Ausbildung bei einem Tauchlehrer machen, der sich unsicher gibt oder seine Meinungen ständig widerruft. Konkret bleibt davon also übrig, dass die Tauchlehreranwärter während der Ausbildung gelernt haben Sachverhalte einzuschätzen und umzusetzen. Man kann also sagen, dass entscheidungsfreudige neue Tauchlehrer ausgebildet wurden. Entscheidungsfähigkeit kann nur in einer praktischen Ausbildung trainiert und bewertet werden.

Muss eine Tauchlehrerprüfung am Meer stattfinden? Nein. Zum einen ist dies nicht verbindlich in den CMAS-Ausbildungsrichtlinien gefordert und zum anderen bilden die meisten der Tauchlehrer in heimischen Binnengewässern aus. Diese Ausbildung stellt die TL´s vor anderen und schwierigeren Herausforderungen. Auf diese wurde konkret während der Ausbildung eingegangen.

Alles in allem hat der VIT wieder eine unglaublich praxisorientierte Ausbildung mit echten Schülern unter realen Bedingungen angeboten.

Nur weiter so …..

Danksagung

  • Die frisch diplomierten Tauchlehrer bedanken sich bei:
  • Grimm Sepp für sein intergalaktisches Engagement
  • allen TL-Ausbilder (TL3/TL4) für die kollegiale Zusammenarbeit, Durchführung und Bewertung der Prüfungstauchgänge
  • bei den Schülern (*/**/***) für das Durchhaltevermögen bei den kalten Temperaturen
  • beim Tauchshop Pohl für den Support
  • beim VIT-Präsidium für die preiswerte Jubiläumstauchlehrerausbildung

Wir freuen sich ganz besonders über die erfolgreiche Teilnahme unserer Mitglieder an der VIT Tauchlehrerprüfung. Die Woidtaucher beglückwünschen Sandra Wittenzellner zur bestandenen Prüfung zur VIT Assistenztauchlehrerin, Matthias Mühlbauer zum bestandenen VIT Tauchlehrer* und Robert Schneck der als VIT Tauchlehrer*** künftig auch als Ausbilder zu Tauchlehrerprüfungen des VIT bestellt werden kann. Ein ganz spezieller Dank gilt auch den an der Tauchlehrerprüfung teilnehmenden Tauchschülern Matthias Hof, Dennis Tesar, Sandra Reiner, Hans Peter Treml, Peter Zink, Tobias Schneck, Isabella Grimm sowie Bianca und Christian Stadler.